Ethereum hat sich in den vergangenen Wochen eindrucksvoll zurückgemeldet. Seit dem Tiefpunkt von etwa 2.300 US-Dollar Anfang Juli hat sich der Preis der zweitgrößten Kryptowährung innerhalb weniger Wochen verdoppelt und liegt aktuell bei rund 4.700 US-Dollar, umgerechnet etwa 4.300 Euro.
Der starke Anstieg markiert das Durchbrechen relevanter charttechnischer Widerstände im Bereich von 4.400 bis 4.500 US-Dollar. Gleichzeitig deuten klassische Indikatoren wie der Relative-Strength-Index (RSI), der Mitte August einen Wert über 75 erreichte, auf eine kurzfristige Überhitzung des Marktes hin.
Begleitet wurde die Aufwärtsbewegung von einem Ausbruch aus einem monatelangen symmetrischen Dreieck, dessen obere Begrenzung im Mai bei etwa 3.800 US-Dollar lag. Die aktuelle Bewegung wird zusätzlich durch breite Bollinger-Bänder und den über dem Kurs liegenden gleitenden Durchschnitten unterstützt, was auf anhaltende mittelfristige Stärke hindeutet.
Dennoch könnte es in den kommenden Wochen zu einer Korrektur in Richtung der Fibonacci-Unterstützung bei etwa 4.340 US-Dollar kommen, insbesondere wenn sich der Markt abkühlt oder die Bitcoin-Dynamik nachlässt.
Makrotrends und institutionelle Nachfrage stärken das Fundament
Die aktuelle Kursrally steht nicht allein auf technischer Basis. Auch die fundamentalen Rahmenbedingungen sind derzeit ausgesprochen günstig.
Die US-Notenbank deutete zuletzt an, im September 2025 die Leitzinsen um bis zu 50 Basispunkte zu senken . Ein solches Umfeld befeuert in der Regel risikobehaftete Anlagen wie Kryptowährungen, zumal auch die Kapitalzuflüsse in Krypto-ETFs zugenommen haben. Besonders Ethereum-ETFs von Branchengrößen wie BlackRock oder Fidelity verzeichneten hohe Nettozuflüsse.
Auch börsennotierte Unternehmen mischen wieder aktiv mit. Unternehmen wie SharpLink und BitMine akkumulierten im Sommer zusammen mehr als 1,2 Millionen Ether zu durchschnittlichen Einkaufspreisen von 3.200 bis 3.400 US-Dollar. Diese Käufe, verbunden mit der anhaltenden Verknappung durch das Krypto-Staking von mittlerweile fast 30 % der im Umlauf befindlichen ETH, sorgen für ein limitiertes Angebot.
Gleichzeitig steigt die Netzwerkaktivität mit täglich bis zu 600.000 aktiven Adressen und fast zwei Millionen Transaktionen auf ein Niveau, das zuletzt im Bullenmarkt 2021 zu beobachten war.
Sechs-Monats-Ausblick: Protokoll-Upgrades und Layer-2 als Wachstumstreiber
Mittelfristig dürfte Ethereum seine Marktstellung weiter festigen. Für November ist der „Fusaka“-Hardfork angekündigt, der das Block-Gaslimit signifikant erhöhen und damit die Effizienz sowie Skalierbarkeit des Netzwerks verbessern soll.
Parallel dazu verlagert sich ein immer größerer Teil des Transaktionsvolumens auf Layer-2-Lösungen wie Arbitrum und Base, die mittlerweile gemeinsam über 29 Milliarden US-Dollar an Total Value Locked (TVL) verwalten. Die niedrigen Gebühren auf diesen Plattformen fördern die Migration von Nutzern und DeFi-Projekten.
Trotz wachsender Konkurrenz durch alternative Layer-1-Blockchains wie Solana, die mit bis zu 107.000 Transaktionen pro Sekunde und deutlich günstigeren Gebühren punkten, bleibt Ethereum mit seiner aktiven Entwicklerbasis von über 6.200 Personen technologisch führend. Das Netzwerk dominiert weiterhin den DeFi-Sektor mit einem Marktanteil von etwa 56 % und einem Gesamtwert von mehr als 62 Milliarden US-Dollar.
Die Marktstimmung bleibt dabei bullish. Sollten sich die Bitcoin-Kurse im erwarteten Korridor zwischen 120.000 und 150.000 US-Dollar stabilisieren, könnten ETH-Kurse zwischen 8.000 und 12.000 US-Dollar bis Ende 2025 Realität werden. Etwas konservativere Ethereum-Prognosen rechnen hingegen mit einer stabilen Bewegung zwischen 5.000 und 6.000 US-Dollar.
Langfristige Perspektive: Zwischen Dezentralisierung, Zentralisierungsrisiken und Regulierung
Auch langfristig scheint Ethereum gut aufgestellt, nicht zuletzt durch den Umstand, dass Mitgründer Vitalik Buterin nach wie vor etwa 240.000 ETH hält. Das lässt auf sein anhaltendes Vertrauen in das Netzwerk schließen.
Der Fokus der Entwicklergemeinde liegt auf der Weiterentwicklung des Ethereum-Protokolls, insbesondere auf Maßnahmen wie vollständigem Sharding, PeerDAS und der Implementierung von Verkle-Bäumen zur Verbesserung der Skalierbarkeit und Sicherheit.
Dass ETH also zu den besten Altcoins zählt, steht außer Frage. Doch es gibt auch Risiken. Durch die Auslagerung vieler Transaktionen auf Layer-2 und den Sharding-Ausbau sinken die Einnahmen für Validatoren, was Fragen zur langfristigen Netzwerksicherheit aufwirft.
Hinzu kommt die starke Abhängigkeit von einzelnen Staking-Anbietern wie Lido, das derzeit etwa 28 % der gestakten ETH kontrolliert. Hier liegt ein potenzielles Zentralisierungsrisiko.
Angesichts von über drei Milliarden US-Dollar, die allein im ersten Halbjahr 2025 durch Hacks in Ethereum-basierten Anwendungen verloren gingen, bleibt auch das Thema Sicherheit zentral.
Auch regulatorische Entwicklungen, insbesondere durch MiCA in Europa und mögliche DeFi-Einschränkungen weltweit, könnten Ethereum in Zukunft vor neue Herausforderungen stellen. Gleichzeitig bietet die wachsende institutionelle Integration, etwa durch ETH-basierte ETFs, auch neue Chancen für Stabilität und Adaption.
