Der Start des YZY-Tokens, einer Solana-basierten Kryptowährung mit Bezug zu Kanye West, hat innerhalb weniger Stunden für massive Marktverwerfungen gesorgt. Während der Token zunächst um 1.400 Prozent auf bis zu 3 US-Dollar stieg, folgte der Absturz fast ebenso rasant: Innerhalb eines Tages verlor YZY rund 74 Prozent an Wert und notierte nur noch bei 0,77 US-Dollar.
Blockchain-Daten zeigen nun, dass 13 Wallets bereits vor oder während des Coin-Launches in einer Weise agierten, die als koordinierter Insiderhandel interpretiert werden könnte. Insgesamt erzielte diese kleine Gruppe einen Gewinn von über 24 Millionen US-Dollar.
Daten von Nansen und Dune Analytics belegen, dass insbesondere diese 13 Wallets YZY-Token zu besonders günstigen Konditionen akkumulierten und anschließend in die Liquidität des offenen Marktes abgaben. Viele dieser Adressen hatten bereits vor dem öffentlichen Verkauf Zugriff auf die Token. Von den ersten 99 Wallets, die den Token kauften, hielten nur neun die Coins länger als wenige Stunden.
Retail-Verluste in Millionenhöhe
Während sich einige wenige Wallets Millionen sicherten, fing sich ein Großteil der Anleger erhebliche Verluste ein. Rund 74 Prozent der beteiligten Wallets verzeichneten laut Dune-Analyse Verluste, in vielen Fällen im dreistelligen oder gar vierstelligen Bereich. Insgesamt interagierten über 70.000 Wallets mit YZY. Der kollektive Schaden wird auf mehr als 74 Millionen US-Dollar beziffert. Der größte dokumentierte Einzelverlust lag bei 1,8 Millionen US-Dollar, weitere Wallets verloren Beträge zwischen 200.000 und 1,2 Millionen US-Dollar.
Einige Fälle sind besonders drastisch. So investierte eine Adresse 1,55 Millionen USDC für rund 996.000 Token zu einem Preis von 1,56 US-Dollar, nur um die Position zwei Stunden später mit einem Verlust von 500.000 US-Dollar zu liquidieren. In anderen Fällen wurden versehentlich falsche Token gekauft oder Long-Positionen auf fallende Kurse eröffnet, die sich letztlich als folgenschwer erwiesen.
Koordinierte Sniper, fragwürdige Verbindungen
Krypto-Ermittler wie „Dethtective“ und Analysefirmen wie Bubblemaps lieferten weitere Hinweise auf organisierte Marktmanipulation. Demnach seien einige der beteiligten Wallets bereits bei anderen umstrittenen Memecoin-Launches aktiv gewesen, darunter auch beim Trump-Coin und dem LIBRA-Token.
Auffällig ist auch die Konzentration des YZY-Angebots: Laut Dexter Lab kontrollierten sechs Wallets über 70 Prozent des gesamten Token-Supplies. Eine Multisignatur-Wallet hielt zwischenzeitlich sogar 87 Prozent. Mit dezentraler Tokenverteilung hat das nicht mehr viel zu tun.
Die Vorwürfe reichen von automatisierten Sniper-Bots bis zu gezielt eingerichteten Liquiditätspools, mit denen Insider ihre Bestände verlustfrei in den Markt drücken konnten. In diesem Zusammenhang stellte sich auch die Frage, ob Kanye West selbst oder ihm nahestehende Personen direkt profitierten. Konkrete Hinweise gibt es bislang nicht, doch die Tatsache, dass Entwickler wie Mikey Shelton öffentlich mit YZY-Gewinnen prahlten, heizt die Debatte an.
Promi-Memecoins: Ein riskantes Spiel?
Der Fall YZY ist kein Einzelfall. Bereits in der Vergangenheit sorgten prominente Namen für Aufmerksamkeit im Krypto-Sektor, mit teils verheerenden Folgen für Kleinanleger. Der Memecoin HAWK von TikTok-Star Haliey Welch fiel innerhalb von Stunden um 90 Prozent, während Insider 3 Millionen US-Dollar abräumten. Auch Kim Kardashian, Iggy Azalea und Lindsay Lohan wurden in der Vergangenheit mit fragwürdigen Coin-Projekten in Verbindung gebracht.
Der Grundmechanismus ist dabei immer gleich. Ein Promi-Name verleiht dem neuen Meme Token kurzfristige Aufmerksamkeit, während Insider das Initialangebot kontrollieren, den Preis durch begrenztes Angebot in die Höhe treiben und anschließend bei Höchstständen aussteigen. Die Verluste bleiben bei den Spätkäufern hängen und die Charts zeigen den immer gleichen, steilen Abwärtsverlauf.
