Ray Dalio sieht Staatsschulden als Kurstreiber für Bitcoin

Gestern erschien in der Financial Times ein Beitrag über Ray Dalios Einordnung zur aktuellen wirtschaftlichen Situation. Die bekannte Zeitung schickte dem Starinvestor einen Fragenkatalog zu und verarbeitete seine Aussagen anschließend in Artikelform.

Da sich Dalio von der Financial Times missrepräsentiert fühlte, veröffentlichte er die Fragen und seine Antworten in einem Beitrag auf der Plattform 𝕏.

Aus Ray Dalios Post geht hervor, dass ihm auch drei Krypto-bezogene Fragen gestellt wurden. Seine Meinung zur Interaktion der Anlageklasse mit den Schuldenproblemen großer Staaten fand im Financial Times-Artikel jedoch keinerlei Berücksichtigung.

Zuerst wurde Dalio gefragt, ob er Deregulierung als Gefahr für den Reservestatus des US-Dollars ansieht. Dies verneinte er, um anschließend zu betonen, dass die bedenkliche Schuldensituation von Nationen, die Reservewährungen stellen, zum Kursanstieg von Gold und Kryptowährungen beigetragen hat.

Nein, aber ich betrachte die Verschuldungssituation des Dollars und anderer Regierungen hinter Reservewährungen als Gefahr für deren Rolle als Reservewährungen und Wertaufbewahrungsmittel. Genau das hat zu den steigenden Preisen von Gold und Kryptowährungen beigetragen.
Ray Dalio

Anschließend verneinte der Starinvestor auch die Frage, ob Stablecoins systemische Risiken für US-Staatsanleihen, mit denen sie gedeckt sein müssen, darstellen können. Er fügte noch hinzu, dass er den Kaufkraftverlust von Staatsanleihen – und damit auch den des US-Dollars – als reale Gefahr sieht.

Zuletzt wurde Dalio gefragt, ob Kryptowährungen den US-Dollar ersetzen können. In seiner Antwort erklärte Dalio, dass „Krypto“ eine alternative Währung ist, die noch attraktiver werden dürfte, wenn die US-Dollar-Geldmenge steigt oder die Nachfrage nach dem „Greenback“ abnimmt.

Krypto ist mittlerweile eine alternative Währung, deren Gesamtmenge begrenzt ist. Daher gilt: Wenn die Geldmenge an Dollar steigt und/oder die Nachfrage danach sinkt, wird dies Krypto wahrscheinlich zu einer attraktiven alternativen Währung machen. Ich denke, dass die meisten Fiatwährungen – insbesondere jene mit hohen Schulden – Probleme haben werden, als effektive Wertaufbewahrungsmittel zu dienen, und dass sie gegenüber harten Währungen an Wert verlieren. Genau das geschah bereits in der Zeit von 1930 bis 1940 und von 1970 bis 1980.
Ray Dalio

Da Bitcoin die einzige Kryptowährung ist, die eine verifizierbar begrenzte Gesamtmenge hat, die aufgrund der Dezentralität des Netzwerks auch nicht manipuliert werden kann, ist davon auszugehen, dass Dalio eigentlich Bitcoin meint, wenn er Krypto sagt.

Dalios Sympathie gegenüber Bitcoin ist überdies schon seit geraumer Zeit bekannt. Im Dezember vergangenen Jahres erklärte der ehemalige Hedgefonds-Manager beispielsweise auf einer Finanzkonferenz, dass er nicht auf Anleihen, sondern auf „hartes Geld“ wie Bitcoin setzen würde.

Ich denke, dass es wahrscheinlich ein Problem mit dem ausstehenden Kreditgeld geben wird. Ich möchte mich von Schuldtiteln wie Anleihen fernhalten und stattdessen hartes Geld wie Gold und Bitcoin halten.
Ray Dalio auf einer Konferenz Ende 2024

Schon im Jahr 2021 gab sich Ray Dalio als Bitcoin-Befürworter zu erkennen. Damals dachte er jedoch noch, dass Staaten Bitcoin erfolgreich vernichten könnten.

Ich glaube, dass Bitcoin eine großartige Erfindung ist. Eine neue Art von Geld über ein System zu erfinden, das in einen Computer programmiert ist, das seit etwa 10 Jahren funktioniert und sich als Geldart und Vermögensspeicher schnell durchsetzt, ist eine erstaunliche Leistung. […] ich kann mir nur schwer vorstellen, dass [die Regierung] es zulassen würde, dass Bitcoin (oder Gold) eine offensichtlich bessere Wahl ist als das Geld und der Kredit, den sie produzieren. Ich vermute, dass das größte Risiko von Bitcoin darin besteht, erfolgreich zu sein, denn wenn es erfolgreich ist, wird die Regierung versuchen, es zu vernichten, und sie hat eine Menge Macht, um damit erfolgreich zu sein.
Ray Dalio in einem Aufsatz Anfang 2021

Diese Sorge dürfte inzwischen vom Tisch sein – nicht zuletzt, weil sich momentan immer mehr Nationen für Bitcoin öffnen und sich das Asset zunutze machen wollen. US-Präsident Donald Trump hat sogar eine strategische Bitcoin-Reserve per Dekret erlassen.

Ray Dalio ist nicht die einzige einflussreiche Persönlichkeit aus der Finanzwelt, die sich vorstellen kann, dass der US-Dollar seinen Status als Reservewährung an Bitcoin verliert.

BlackRock-CEO Larry Fink, der ebenso immer wieder die ausufernden Staatsschulden der USA kritisiert, wählte in seinem viel beachteten Brief an die Aktionäre ähnliche – wenn auch klarere – Worte:

Wenn die USA ihre Schulden nicht in den Griff bekommen, wenn die Defizite immer weiter ansteigen, läuft Amerika Gefahr, diese Position an digitale Vermögenswerte wie Bitcoin zu verlieren.
Larry Fink im Aktionärsbrief im März 2024

Vor mehreren Jahren wurden Bitcoin-Befürworter noch belächelt, als sie behaupteten, dass Bitcoin früher oder später den US-Dollar vom Thron stoßen könnte. Jetzt machen sogar Larry Fink und Ray Dalio darauf aufmerksam.

Ob auch die US-Regierung diese Gefahr erkannt hat und deswegen zur Absicherung auf eine Bitcoin-Reserve setzt, ist unklar.

Donald Trump betonte im Sommer vergangenen Jahres bei seiner Rede auf der Bitcoin-Konferenz in Nashville, dass Bitcoin keine Gefahr für den US-Dollar sei.

Vor wenigen Monaten warf der US-Präsident sogar die These in den Raum, Bitcoin würde „Druck vom US-Dollar“ nehmen.

Ob es den USA trotz der Schuldenexzesse gelingt, den Reservestatus des US-Dollars zu bewahren, ist noch unklar. Bitcoin ist inzwischen eine ernstzunehmende Alternative, die sich Länder aber auch zunutze machen können, um ihre Schuldensituation zu verbessern.