Kaum eine Anlageklasse polarisiert so stark wie Kryptowährungen und allen voran der Bitcoin. Für die einen ist der Coin digitales Gold und ein sicherer Hafen, für andere ein hochspekulatives Asset, das jederzeit in sich zusammenbrechen könnte, da dem BTC, so die Ansicht der Kritiker, ein intrinsischer Wert fehlt.
Inmitten der aktuellen Euphorie um mögliche Kursrekorde und um den nächsten Bullrun meldet sich nun ein erfahrener Analyst zu Wort: Benjamin Cowen, Gründer von „Into The Cryptoverse“. Seine Bitcoin Prognose : Der nächste Bärenmarkt könnte den Kurs um bis zu 70 Prozent einbrechen lassen.
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ToggleHistorische Muster als Warnsignal
Cowen verweist für seine Vorhersage auf die Vergangenheit. In früheren Zyklen hat Bitcoin Rückgänge von über 90 Prozent erlebt: 94 % nach dem Hoch von 2011, 87 % im Zyklus 2014 und etwa 77 % nach dem Allzeithoch von 2017. Selbst im jüngsten Bärenmarkt 2022 fiel der Kurs vom Rekord bei rund 69.000 Dollar auf knapp 15.500 Dollar – ein Rückgang von rund 77 Prozent.
Wer also glaubt, ein Rückgang um 70 Prozent sei übertrieben, muss sich nur die Historie anschauen. Die entscheidende Frage an dieser Stelle ist also nicht, ob Bitcoin wieder fallen wird, sondern wie stark.
Ein Rechenbeispiel mit 250.000 Dollar
Die aktuelle Hochstimmung rund um ETFs, institutionelle Investoren und eine mögliche neue Welle von Kapitalzuflüssen führt viele Analysten zu Kurszielen von 200.000 bis 300.000 Dollar. Cowen setzt in seinem Modell ein Szenario mit einem Hoch von 250.000 Dollar an.
Fällt Bitcoin anschließend um 70 Prozent, würde das nächste Tief bei rund 75.000 Dollar liegen. Ein solcher Kurs wäre immer noch höher als das alte Allzeithoch von 2021, was die relative Stärke der Kryptowährung unterstreicht – doch für Anleger, die auf dem Höhepunkt einsteigen, könnte es schmerzhaft werden.
Ein Szenario, kein Schicksal
Cowen betont, dass seine Einschätzung nicht in Stein gemeißelt ist. Märkte sind dynamisch und vergangene Muster wiederholen sich nie eins zu eins. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass ein signifikanter Rücksetzer kommen könnte, ist aus seiner Sicht hoch.
Bemerkenswert ist auch seine persönliche Strategie: Sollte der Markt im vierten Quartal stark anziehen, will er Teile seiner Gewinne realisieren, in Stablecoins umschichten und erst Mitte 2026 wieder einsteigen. Dieses Vorgehen verdeutlicht, wie stark er mit einer klassischen Zykluslogik rechnet – Aufschwung, Übertreibung, Einbruch.
Ethereum und die Rolle der Altcoins
Neben Bitcoin nimmt Cowen auch Ethereum ins Visier. Kurzfristig könnte ETH schwächer abschneiden, langfristig jedoch stärker performen als BTC. Ein bekanntes Muster, das Anleger in der Vergangenheit schon häufiger beobachten konnten: Altcoins hinken im ersten Teil des Zyklus hinterher, holen zum Ende aber kräftig auf.
Das öffnet die Tür für Investoren, die nach Neue Kryptowährungen suchen, um ihr Portfolio zu diversifizieren. Doch Vorsicht: Gerade in einer späten Zyklusphase ist das Risiko hoch, dass unerfahrene Anleger in Hypes investieren und auf Projekten sitzenbleiben, die den nächsten Abschwung nicht überstehen.
Widerstände und mögliche Böden
Andere Marktbeobachter widersprechen einem derart drastischen Absturz. Datenanalysen deuten darauf hin, dass die Volatilität von Bitcoin mit wachsender Marktkapitalisierung sinkt. Ein Drawdown von 94 Prozent wie in den frühen Jahren erscheint heute kaum vorstellbar. Stattdessen erwarten einige Experten, dass der Boden im nächsten Bärenmarkt zwischen 60.000 und 80.000 Dollar liegen könnte.
Technische Indikatoren wie der 200-Wochen-Durchschnitt oder langfristige Supportlinien sprechen dafür, dass Bitcoin höhere Tiefs ausbildet, selbst wenn er vorher neue Rekorde markiert.
Warum ein extremer Rückgang unwahrscheinlicher wird
Ein weiterer Faktor: die zunehmende Beteiligung institutioneller Investoren. ETFs, börsennotierte Unternehmen und große Vermögensverwalter bringen nicht nur Kapital, sondern auch Stabilität in den Markt. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Player bei einem 70-prozentigen Rückgang einfach passiv zuschauen, ist gering. Wahrscheinlicher ist, dass sie bereits auf dem Weg nach unten Kapital zuführen, was den Absturz abmildert.
Gleichzeitig verändert sich die Marktpsychologie. Anleger wissen heute mehr über Zyklen und haben Strategien entwickelt, um in Phasen der Überhitzung Gewinne mitzunehmen. Dass große Teile der Community bei jedem Rücksetzer sofort in Panik geraten, ist also weniger wahrscheinlich als noch vor einigen Jahren.
Von Hochstimmung zu Panik: die fragile Balance am Kryptomarkt
Doch selbst wenn ein so massiver Rückgang ausbleibt, bleibt die Warnung wichtig. Wer glaubt, Bitcoin steige unbegrenzt und ohne Korrekturen, ignoriert die Realität der Märkte. Selbst in einem optimistischen Szenario gehören Phasen der Unsicherheit und Rückschläge dazu.
Das gilt auch für Anleger, die planen, langfristig Bitcoin zu kaufen. Wer sich nur auf kurzfristige Bewegungen verlässt, riskiert Fehlentscheidungen. Ein klarer Plan, wann Gewinne realisiert und Rücksetzer zum Nachkaufen genutzt werden, sollte, zumindest in groben Zügen, vorhanden sein.
Zuletzt aktualisiert am 20. September 2025
