Sam Altman im Gespräch mit a16z-Mitgründer: Wir werden aggressiv auf Infrastruktur setzen, Sora ist ein wichtiges strategisches Werkzeug

Originaltitel: Sam Altman on Sora, Energy, and Building an AI Empire

Quelle: a16z

Zusammenstellung und Übersetzung: Long Yue, Wallstreet News

OpenAI befindet sich im Wandel von einem Forschungslabor zu einem vertikal integrierten „AI-Imperium“.

Am 8. Oktober enthüllte Sam Altman, CEO von OpenAI, in einem aktuellen Gespräch mit Ben Horowitz, Mitbegründer der bekannten Venture-Capital-Firma a16z, dass OpenAI beschlossen hat, „sehr aggressive Infrastrukturwetten“ einzugehen, deren Umfang die Beteiligung der gesamten Branche erfordert.

Er erklärte, dass diese Entscheidung auf einem starken Vertrauen in die Fähigkeiten der Modelle in den nächsten ein bis zwei Jahren basiert, da sie voraussehen, dass die kommenden Modelle enormen wirtschaftlichen Wert schaffen werden, während das aktuelle Expansionstempo den zukünftigen Bedarf nicht mehr decken kann.

Diese Strategie erklärt direkt die jüngsten Kooperationen von OpenAI mit Technologiegiganten wie Nvidia, Oracle und AMD. Altman kündigte an, dass in den kommenden Monaten weitere solcher Kooperationen bekannt gegeben werden, was zeigt, dass OpenAI versucht, die gesamte Wertschöpfungskette „von der Elektronik bis zur Modellauslieferung“ zu erschließen.

Dies könnte auch bedeuten, dass sich der AI-Wettlauf von Algorithmen zu einem umfassenden Kampf um Rechenleistung, Kapital und Energie verschiebt.

Altman verknüpft gleichzeitig die Zukunft der AI direkt mit der Zukunft der Energie und betont, dass das exponentielle Wachstum der AI billigere und reichlichere Energie erfordern wird. Er prognostiziert, dass die langfristige Lösung eine Kombination aus Solarenergie mit Speicher und fortschrittlicher Kernenergie sein wird und behauptet, dass die Kosten der Kernenergie der entscheidende Faktor dafür sind, ob sie sich schnell verbreiten und damit das Wachstum der AI unterstützen kann.

Altman äußerte sich zur Vision des Unternehmens und erklärte, dass OpenAI nicht nur ein Forschungslabor sei, sondern ein Konglomerat, das Verbraucher-AI-Abonnementdienste, den Betrieb von großskaliger Infrastruktur und fortschrittliche AI-Forschung vereint, mit dem Ziel, Artificial General Intelligence (AGI) zu entwickeln und sie der Menschheit zugutekommen zu lassen.

Wichtige Punkte aus dem Interview mit Sam Altman:

· Aggressive Infrastrukturwetten: Altman verriet, dass das Unternehmen eine „sehr aggressive Infrastrukturwette“ eingeht, deren Umfang die Zusammenarbeit der gesamten Branche erfordert. Diese enorme Investition basiert auf starkem Vertrauen in die Fähigkeiten der Modelle in den nächsten ein bis zwei Jahren und nicht auf den aktuellen Modellen. Für die kommenden Monate kündigte er weitere Branchenkooperationen an.

· Zukunftsvision für Energie: Altman betont, dass AI und Energie „eins geworden“ sind und das exponentielle Wachstum der AI auf billigere und reichlichere Energie angewiesen ist. Er prognostiziert, dass die zukünftige Energieversorgung von „Solarenergie + Speicher“ und Kernenergie dominiert wird. Sobald Kernenergie einen „überwältigenden wirtschaftlichen Vorteil“ zeigt, wird sich ihre Entwicklung extrem schnell vollziehen. Die bisherige Einschränkung der Kernenergie bezeichnet er als „eine äußerst dumme Entscheidung“.

· Strategische Bedeutung von Sora: Sora ist nicht nur ein Tool zur Videogenerierung, sondern ein strategisches Werkzeug zum Aufbau eines „Weltmodells“, um AGI voranzutreiben und der Gesellschaft bei der Anpassung an die AI-Entwicklung zu helfen.

· „AI-Wissenschaftler“ stehen bevor: Altman prognostiziert, dass AI-Modelle in den nächsten zwei Jahren bedeutende wissenschaftliche Entdeckungen machen können. Er sieht dies als das wahre Zeichen dafür, dass AI die Welt verändert. Er verriet, dass GPT-5 bereits die Fähigkeit zeigt, kleinere, neuartige wissenschaftliche Entdeckungen zu machen.

· Strategiewechsel zur vertikalen Integration: Altman gibt zu, dass seine frühere Sicht auf vertikale Integration falsch war und er sie nun als notwendigen Weg für OpenAI sieht, um seine Mission zu erfüllen – ähnlich wie der Erfolg des Apple iPhone.

· Neues Urheberrechtsmodell: Er sieht voraus, dass AI-Training in Zukunft als Fair Use angesehen werden könnte, aber die Nutzung bestimmter IP zur Inhaltserstellung neue Geschäftsmodelle hervorbringen wird. Einige Rechteinhaber sorgen sich sogar mehr darüber, dass ihre IP von AI nicht ausreichend genutzt wird, als über eine Übernutzung.

· Kommerzialisierung und Vertrauen: In Bezug auf die Kommerzialisierung steht Altman Werbung offen, aber vorsichtig gegenüber und betont, dass das Vertrauen der Nutzer in ChatGPT niemals zerstört werden darf. Er glaubt, dass die Empfehlung von bezahlten Produkten statt der besten Produkte dieses Vertrauensverhältnis zerstören würde.

„Sehr aggressive Wette“: Infrastrukturausbau basierend auf zukünftigen Bedürfnissen

Inmitten der aktuellen Zweifel, ob AI eine Blase ist, heizt Altmans Aussage die Markteuphorie weiter an. Er sagt offen: „Wir haben beschlossen, dass es Zeit ist, eine sehr aggressive Infrastrukturwette einzugehen.“

Diese Entscheidung basiert nicht auf der aktuellen Nachfrage nach Produkten wie ChatGPT, sondern auf einem festen Glauben an die Zukunft. Altman verriet: „Wir sind deshalb so aggressiv, nicht weil wir die bestehenden Modelle haben... Wir können die Fähigkeiten der zukünftigen Modelle ein bis zwei Jahre im Voraus sehen.“ Er ist überzeugt, dass die kommenden Modelle einen wirtschaftlichen Wert schaffen werden, der die Vorstellungskraft übersteigt, weshalb eine frühzeitige Planung notwendig ist.

Das Ausmaß dieser Wette ist so groß, dass die Unterstützung der gesamten Branche erforderlich ist. Altman sagt: „Um in diesem Umfang zu wetten, brauchen wir irgendwie die gesamte Branche... um das zu unterstützen.“ Das umfasst „alles von der Elektronik bis zur Modellauslieferung und alle Zwischenschritte“.

Das erklärt auch, warum OpenAI aktiv Partnerschaften mit Unternehmen wie AMD, Oracle und Nvidia eingeht. Er deutet weiter an, dass dies erst der Anfang ist: „In den nächsten Monaten werden Sie sehen, dass wir noch mehr tun.“

Die Lebensader der AI: Die Zukunft von Kernenergie und Solarenergie

Altman gibt zu, dass die beiden Bereiche, die ihm in seiner Karriere am meisten am Herzen liegen – AI und Energie – heute „eins geworden“ sind. Er ist der Meinung, dass in der Rückschau der wichtigste Faktor für die Verbesserung der Lebensqualität der Menschheit billigere und reichlichere Energie war. Der enorme Rechenleistungsbedarf der AI rückt das Energieproblem ins Rampenlicht.

Wie die zukünftigen Energiebedürfnisse gelöst werden können, beschreibt Altman mit einer klaren Roadmap. Kurzfristig wird der zusätzliche Grundlaststrom in den USA hauptsächlich aus Erdgas stammen. Langfristig jedoch, so glaubt er, „werden zwei Hauptenergiequellen dominieren: Solarenergie mit Speicher und Kernenergie“. Mit Kernenergie meint er die gesamte fortschrittliche Kerntechnologie, einschließlich kleiner modularer Reaktoren (SMRs) und Kernfusion.

Für die Entwicklung der Kernenergie bringt Altman einen entscheidenden wirtschaftlichen Standpunkt vor. Er glaubt, dass die Geschwindigkeit der Verbreitung von Kernenergie vollständig von ihren Kosten abhängt. „Wenn sie wirtschaftlich gegenüber allem anderen einen überwältigenden Vorteil hat, wird sie sich meiner Meinung nach sehr schnell durchsetzen.“

Er ergänzt, dass dann enormer politischer Druck die Regulierungsbehörden zu schnellem Handeln zwingen wird. Umgekehrt, wenn die Kosten ähnlich wie bei anderen Energiequellen sind, könnten Anti-Atom-Stimmungen die Entwicklung extrem verlangsamen. Er bezeichnet die Entscheidung, Kernenergie in vielen Regionen zu verbieten, unverblümt als „eine äußerst dumme Entscheidung“.

Strategischer Wert von Sora: Mehr als nur Videogenerierung

Bezüglich des kürzlich veröffentlichten Text-zu-Video-Modells Sora erläutert Altman dessen vielfältige Rolle in der Unternehmensstrategie. Er ist der Ansicht, dass Sora auf den ersten Blick nichts mit Artificial General Intelligence (AGI) zu tun hat, aber er glaubt, dass der Aufbau starker „Weltmodelle“ für die Realisierung von AGI weitaus wichtiger ist, als viele denken.

Darüber hinaus ist Sora auch ein wichtiges Werkzeug für OpenAI, um die „ko-evolutionäre“ Entwicklung von Gesellschaft und Technologie zu fördern. Altman sagt, ähnlich wie ChatGPT die Welt dazu gebracht hat, große Sprachmodelle ernst zu nehmen, kann Sora der Gesellschaft helfen, die bevorstehenden Herausforderungen und Chancen leistungsstarker Videomodelle frühzeitig zu erkennen. „Es ist sehr wichtig, dass die Welt die Richtung der Videotechnologie versteht“, sagt er.

Natürlich bringt Sora auch neue Herausforderungen bei der Kommerzialisierung mit sich. Altman beobachtet, dass Nutzer es nicht nur für professionelle Kreationen, sondern auch zum Erstellen und Teilen lustiger Memes verwenden. Der Widerspruch zwischen den hohen Generierungskosten und der häufigen Nutzung zu Unterhaltungszwecken bedeutet, dass OpenAI für Sora ein völlig anderes Geschäftsmodell als für ChatGPT entwickeln muss.

Katalysator für AGI: „AI-Wissenschaftler“ stehen vor dem Durchbruch

Unter allen potenziellen Anwendungen von AI ist Altman „am meisten begeistert“ von „AI-Wissenschaftlern“. Er glaubt, dass die Welt sich wirklich verändern wird, wenn AI eigenständig wissenschaftliche Entdeckungen machen kann.

„Wir haben zum ersten Mal kleine Beispiele davon bei GPT-5 gesehen“, verrät er. Er hat beobachtet, dass das Modell bereits einige neuartige mathematische Entdeckungen machen oder kleine Fortschritte in der Physik und Biologie erzielen kann, und glaubt, dass dieser Trend weitergehen wird.

Er prognostiziert, dass Modelle in den nächsten zwei Jahren größere wissenschaftliche Aufgaben übernehmen und wichtige Entdeckungen machen können, was „erhebliche Auswirkungen“ auf die Welt haben wird.

Vom Investor zum Betreiber: Kognitiver Wandel zur vertikalen Integration

Im Interview reflektiert Altman auch seinen Rollenwechsel vom Investor zum Unternehmensleiter und dessen Auswirkungen auf die Strategie von OpenAI. Er gibt zu, dass er früher immer gegen vertikale Integration war, aber „jetzt denke ich, dass ich damals falsch lag“.

Er führt diesen Wandel auf die praktische Erfahrung im Unternehmensbetrieb zurück. Als Investor bevorzugte er die theoretische Markteffizienz, bei der jedes Unternehmen nur eine Sache macht. Als CEO erkannte er jedoch, dass zur Erfüllung der Unternehmensmission mehr Eigeninitiative und ein breiteres Aufgabenfeld erforderlich sind. Der enorme Erfolg des Apple iPhone ist für Altman ein Paradebeispiel für extreme vertikale Integration und „das unglaublichste Produkt in der Geschichte der Technologiebranche“.

Dieser Wandel vom „Beraten“ zum „Umsetzen“ erklärt, warum OpenAI sich von einem reinen Forschungslabor schrittweise zur Entwicklung eigener großskaliger Infrastruktur bewegt hat, um die vollständige Kontrolle von der Basis-Rechenleistung bis zu den Anwendungen zu erlangen und damit das Fundament für sein großes AI-Imperium zu legen.