Vom Gericht bis zum Weißen Haus: Die Begnadigung von CZ geht weit über eine präsidentielle Anordnung hinaus

Der Gründer von Binance, Changpeng Zhao (CZ), der einst die weltweit größte Kryptowährungsbörse leitete, bekannte sich Ende 2023 schuldig, gegen das US-amerikanische Bankgeheimnisgesetz (Bank Secrecy Act) verstoßen zu haben, da er es versäumt hatte, ein wirksames Anti-Geldwäsche-Programm einzurichten, und wurde zu vier Monaten Haft verurteilt. Nach seiner Entlassung im Jahr 2024 erlebte dieser chinesischstämmige Milliardär nur ein Jahr später eine dramatische Wendung seines Schicksals – eine Begnadigung durch US-Präsident Trump verschaffte ihm vollständige Freiheit zurück.

Für viele Beobachter war diese Begnadigung der lang erwartete „Schuh, der endlich fällt“; doch ihre Unterzeichnung könnte auch bedeuten, dass eine noch komplexere Nachwirkung gerade erst beginnt.

Die Trump-Regierung erklärte, der „Krieg gegen Kryptowährungen“ sei beendet, und bezeichnete die Anklage gegen CZ durch die vorherige Biden-Regierung als politische Verfolgung.

Gleichzeitig offenbart sich hinter diesem Fall ein komplexes Netzwerk von Interessen, das die Trump-Familie tief in die Kryptoindustrie verstrickt – auf der einen Seite erlitt Binance unter CZ in den USA Rückschläge, auf der anderen Seite bauten Trump und seine Kinder ein riesiges Imperium im Kryptobereich auf.

All dies verwebt sich zu einem atemberaubenden Realdrama zwischen Washington und der Wall Street: Geld, Macht, digitale Währungen und Interessensgeschäfte im Zentrum der amerikanischen Macht.

CZs Verurteilung: Von Ermittlungen und Einigung bis zur viermonatigen Haftstrafe

CZ war einst eine der legendärsten Figuren der Kryptoszene, doch unter dem harten Zugriff der US-Regulierung erlebte er einen dramatischen Absturz.

Das US-Justizministerium untersuchte über Jahre hinweg mutmaßliche Verstöße von Binance gegen Anti-Geldwäsche- und Sanktionsgesetze und warf der Plattform vor, verdächtige Transaktionen, darunter Überweisungen durch Terrororganisationen wie Hamas, zugelassen zu haben. Unter enormem juristischen Druck schloss CZ am 21. November 2023 mit dem US-Justizministerium eine Schuldeingeständnis-Vereinbarung und gab zu, bei Binance kein wirksames Anti-Geldwäsche-Compliance-Programm eingerichtet zu haben, was einen Verstoß gegen den US-amerikanischen Bank Secrecy Act (BSA) darstellte.

Im Rahmen der Vereinbarung räumte auch Binance die entsprechenden Verstöße ein, und beide Parteien einigten sich auf die Zahlung einer Gesamtstrafe von über 4 Milliarden US-Dollar – davon zahlte Binance etwa 4,3 Milliarden US-Dollar und CZ persönlich weitere 50 Millionen US-Dollar. Dieses Strafmaß machte den Fall zu einem der größten Unternehmensvergleichsfälle in der US-Geschichte.

Die Einigung brachte für Binance und CZ strenge Auflagen mit sich: CZ trat sofort als CEO von Binance zurück, sein Nachfolger wurde der ehemalige Asien-Pazifik-Chef Richard Teng, und CZ akzeptierte ein lebenslanges Branchenverbot – er darf nie wieder das globale Geschäft von Binance führen oder insbesondere eine Führungsposition bei Binance US übernehmen.

Binance muss sich einer dreijährigen unabhängigen Compliance-Überwachung unterziehen, um die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften sicherzustellen. Bemerkenswert ist, dass CZ die erste Person in der US-Geschichte ist, die allein wegen eines BSA-Vergehens inhaftiert wurde. Am 30. April 2024 verhängte ein Bundesrichter in Seattle schließlich eine viermonatige Haftstrafe gegen CZ.

Obwohl diese Haftzeit nicht lang erscheint, hat sie symbolische Bedeutung – sie zeigt den Willen der Aufsichtsbehörden, Krypto-Giganten zur Rechenschaft zu ziehen, und versetzte die globale Kryptobranche zeitweise in Aufruhr.

Während seiner Haftzeit war CZ in einem US-Bundesgefängnis inhaftiert. Erst im September 2024 wurde er nach vier Monaten entlassen und beendete damit seine Zeit hinter Gittern.

Zu diesem Zeitpunkt hatte CZ offiziell keine Position mehr bei Binance inne, und Binance war aufgrund des Schuldeingeständnisses und regulatorischer Probleme vom US-Markt ausgeschlossen. Der einstige Krypto-Mogul stürzte abrupt ab, sein persönlicher Ruf und sein Geschäftsimperium erlitten schweren Schaden.

Nach der Entlassung: Stille oder brodelnde Unterströmungen?

Nach seiner Entlassung hielt sich CZ zunächst bedeckt und mied die Öffentlichkeit.

Doch unter der Oberfläche zeigte sich in sozialen Medien und Branchengerüchten, dass er die Kryptobühne keineswegs ganz verlassen hatte. Anfang 2025 kamen Gerüchte auf, die Trump-Regierung könnte CZ begnadigen – diese verbreiteten sich rasch auf Twitter (heute X) und anderen sozialen Medien.

CZ selbst reagierte aktiv auf Medienberichte und beteiligte sich an öffentlichen Diskussionen, was zeigte, dass sein Einfluss trotz Inhaftierung nicht völlig erloschen war.

Im März 2025 veröffentlichte das Wall Street Journal eine brisante Enthüllung: Vertreter der Trump-Familie hätten seit 2024 mit Binance über den Erwerb von Anteilen an Binance US verhandelt und CZ strebe eine präsidentielle Begnadigung an. Dieser Bericht erschütterte die Branche und rückte CZ erneut ins Rampenlicht.

Am selben Tag widersprach CZ auf der X-Plattform umgehend: „Es tut mir leid, euch zu enttäuschen, der Bericht des Wall Street Journal ist faktisch falsch. Tatsache ist: Ich habe mit ... niemandem über einen Kauf von Binance US gesprochen.“ Doch dann räumte CZ ein: „Kein Schwerverbrecher hätte etwas gegen eine Begnadigung einzuwenden, besonders da ich der einzige in der US-Geschichte bin, der wegen eines einzelnen BSA-Vergehens inhaftiert wurde.“ Diese Aussage wurde als stillschweigende Bestätigung seiner Begnadigungsabsichten gewertet. CZ deutete zudem an, der Bericht sei politisch motiviert und fühle sich wie ein „Angriff auf Präsident Trump und Kryptowährungen“ an, und dass „die Überreste des Biden-Kriegs gegen Krypto noch immer aktiv“ seien.

Anfang Mai 2025 begann CZ, seinen Wunsch nach Begnadigung offener zu äußern.

Am 7. Mai bestätigte er in einem Podcast erstmals, dass er offiziell einen Antrag auf präsidentielle Begnadigung bei der Trump-Regierung eingereicht habe. CZ erklärte, er habe den Antrag gestellt, weil die Mainstream-Medien ohnehin darüber berichteten, „also kann ich es auch offiziell beantragen“. Nach seinen Angaben wurde der Antrag zwischen Ende März und Anfang April eingereicht, also innerhalb von zwei Wochen nach den Berichten.

In dieser Zeit bemerkten aufmerksame Beobachter, dass CZ in seinem Social-Media-Profil stillschweigend den Zusatz „ehemaliger @Binance CEO“ entfernt hatte – dies wurde als Hinweis auf einen möglichen Identitätswechsel und als Zeichen für ein mögliches Comeback gedeutet.

Im August 2025 berichteten US-Medien weiter, dass CZ für seine Begnadigung aktiv lobbyierte: Am 13. August engagierte er den Lobbyisten Ches McDowell, der enge Beziehungen zu Donald Trump Jr. pflegt, um in Washington für die Begnadigung zu werben. Diese Nachricht bestätigte die Spekulationen über CZs Aktivitäten im Hintergrund.

Gleichzeitig erreichte das Interesse der Krypto-Community an CZs Schicksal einen Höhepunkt: Auf dem dezentralen Prognosemarkt Polymarket stiegen die Wetten auf eine Begnadigung von CZ sprunghaft an, Mitte Oktober lag die Wahrscheinlichkeit eines Erfolgs bei 64%. Sogar Krypto-Insider kreierten Memes wie „Binance Life“, die scherzhaft andeuteten, CZ würde nach seiner Freilassung seine untrennbare Verbindung zu Binance fortsetzen.

Trumps plötzliche Begnadigung: Intervention des Weißen Hauses und politischer Sturm

Am 22. Oktober 2025 unterzeichnete Präsident Trump im Weißen Haus die Begnadigung für CZ und gab diese Entscheidung am nächsten Tag öffentlich bekannt. Die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Caroline Levitt, erklärte in einer Stellungnahme: „Der Präsident hat von seinem verfassungsmäßigen Recht Gebrauch gemacht und Herrn CZ, der im Krieg der Biden-Regierung gegen Kryptowährungen angeklagt wurde, begnadigt. Der Krieg der Biden-Regierung gegen Kryptowährungen ist beendet.“

Mit diesem Schritt erklärte die Trump-Regierung das Ende des harten Vorgehens gegen die Kryptoindustrie und rehabilitierte CZ öffentlich. Trump selbst soll den Standpunkt vertreten haben, dass CZ und andere Branchenvertreter „verfolgt“ wurden; mehrere Trump-nahe Quellen berichten, er halte den Fall gegen CZ für „äußerst schwach und keinesfalls strafwürdig“.

Die Nachricht von der Begnadigung löste sofort heftige politische Reaktionen in Washington aus. Befürworter sahen darin Trumps Entschlossenheit, Innovation zu fördern und Fehler der Vorgängerregierung zu korrigieren, während Kritiker dies als schamlosen Interessenaustausch und schweren Verstoß gegen Rechtsstaatlichkeit und Moral anprangerten. Besonders empört zeigten sich die oppositionellen Demokraten. Die demokratische Senatorin Elizabeth Warren und andere Mitglieder des Bankenausschusses des Senats veröffentlichten nach der Begnadigung eine gemeinsame Erklärung, in der sie der Trump-Regierung vorwarfen, Krypto-Kriminalität zu dulden und die Finanzaufsicht zu schwächen. Warren hatte bereits im Mai gewarnt, als die Krypto-Firma der Trump-Familie und Binance in milliardenschwere Geschäfte verwickelt waren: „Ein von einer ausländischen Regierung unterstützter Fonds kündigt an, mit Trumps Stablecoin einen 2 Milliarden Dollar-Deal abzuschließen, während der Senat das sogenannte ‚GENIUS-Gesetz‘ verabschieden will – diese Stablecoin-Gesetzgebung wird es dem Präsidenten und seiner Familie erleichtern, sich zu bereichern. Das ist Korruption, kein Senator sollte das unterstützen.“ Aus ihrer Sicht steckt hinter Trumps Begnadigung von CZ ein massiver Interessenkonflikt.

Die Republikaner begrüßten diesen Schritt weitgehend und sahen in der Behandlung von CZ unter Biden einen Fall von Überregulierung.

Beamte und Unterstützer der Trump-Regierung betonten, dass ähnliche Vergehen bei anderen Finanzmanagern in der Regel nicht mit Haftstrafen geahndet würden, und warfen der Biden-Regierung vor, aus politischer Feindseligkeit gegenüber der Kryptoindustrie „selektiv zu handeln“, während Trump lediglich eine Ungerechtigkeit korrigiere. Der neue Finanzminister Trumps erklärte in einem Interview sogar: „Der Krieg gegen die Kryptoindustrie ist vorbei, Amerika wird das globale Krypto-Kapital.“ Auch der Markt reagierte prompt: Nach Bekanntwerden der Begnadigung stieg der Preis des von Binance ausgegebenen BNB-Tokens innerhalb weniger Stunden von 1083 USDT auf 1160 USDT, ein Plus von 6,7%.

Man kann sagen, dass diese Begnadigung sowohl in der Politik als auch an den Kapitalmärkten eine Welle auslöste.

Rein rechtlich bedeutet die präsidentielle Begnadigung, dass CZs Bundesvergehen aufgehoben werden und damit verbundene Einschränkungen möglicherweise ebenfalls entfallen. Rechtsexperten weisen darauf hin, dass der Präsident laut US-Verfassung das höchste Begnadigungsrecht besitzt und Bundesverurteilungen und Strafen aufheben kann. Trumps Begnadigung bewahrt CZ somit nicht nur vor weiteren rechtlichen Konsequenzen, sondern könnte auch bestimmte Auflagen aus dem Schuldeingeständnis mit dem Justizministerium aufheben. Das bedeutet, dass CZ theoretisch die Chance hat, sein selbst geschaffenes Kryptoimperium wieder zu übernehmen – was seine Unterstützer begeistert, die Hardliner unter den Regulierern jedoch beunruhigt.

Das Krypto-Imperium der Trump-Familie: NFT, Token und geheime Interessennetzwerke

Hinter den dramatischen Wendungen im Fall CZ zieht sich der rasante Aufstieg von Trump und seiner Familie im Kryptobereich wie ein roter Faden durch die Geschichte.

Obwohl Trump 2019 öffentlich erklärte, kein Interesse an Bitcoin zu haben, wandelte er sich in den Jahren nach seinem Ausscheiden aus dem Weißen Haus zu einem aktiven Teilnehmer der Kryptoszene. Besonders während seines Comebacks im Wahlkampf 2024 zeigte sich Trump offen für digitale Währungen: Er kündigte an, dass die US-Regierung ihre Bitcoin-Bestände niemals verkaufen und Bitcoin als strategische nationale Reserve aufnehmen werde, und akzeptierte über seine Website Kryptospenden für den Wahlkampf. Noch wichtiger ist, dass die Trump-Familie begann, die Marke „Trump“ zu kommerzialisieren und tief in eine Reihe von NFT- und Krypto-Token-Projekten einzubetten, wodurch ein Krypto-Geschäftsimperium entstand, das Politik und Wirtschaft verbindet.

Zunächst im NFT-Bereich: Im Dezember 2022 brachte Trump seine erste persönliche NFT-Kollektion heraus – die „Trump Digital Trading Cards“, jede zum Preis von 99 US-Dollar.

Diese NFT-Karten, die Trump als Superheld, Astronaut oder Cowboy zeigen, waren sofort ausverkauft und erzielten innerhalb von 18 Stunden einen Umsatz von 4,455 Millionen US-Dollar. Nach diesem Erfolg veröffentlichte Trump insgesamt vier NFT-Kollektionen und verkaufte über 200.000 digitale Sammelkarten, was direkte Einnahmen von über 22 Millionen US-Dollar einbrachte; zusammen mit Lizenzgebühren aus dem Sekundärmarkt schätzt man, dass Trump mit seinen NFT-Projekten bereits über 8 Millionen US-Dollar Nettogewinn erzielt hat. Trump verwandelte sein persönliches Image erfolgreich in einen Blockchain-Bestseller, füllte seine Kassen und baute eine große Krypto-Fangemeinde auf.

Doch noch weitreichender als im NFT-Bereich ist das Engagement der Trump-Familie im Bereich Token und Krypto-Finanzprodukte. Im September 2024 kündigten Trumps Söhne Donald Trump Jr. und Eric Trump den Einstieg in den Digital-Asset-Markt an und gründeten das Krypto-Unternehmen „World Liberty Financial“ (WLF). Im Oktober brachte das Unternehmen seinen ersten Token – den WLFI – auf den Markt und warb damit, dass dieser von der Trump-Familie unterstützt werde und den Inhabern „aktionärsähnliche“ Mitbestimmungsrechte verleihe. Obwohl der Start zunächst verhalten verlief und bis Ende Oktober 2024 nur WLFI im Wert von 2,7 Millionen US-Dollar verkauft wurden,

änderte sich das Bild nach Trumps Wahlsieg im November 2024 schlagartig: Die Nachfrage nach WLFI explodierte, und WLF erhielt Anfang 2025 mehrere Großinvestitionen und Token-Käufe. Laut Daten führte WLF bisher acht private Finanzierungsrunden durch und sammelte mindestens 590 Millionen US-Dollar ein, während der außerbörsliche Handel den vollständig verwässerten Marktwert des WLFI-Tokens zeitweise auf etwa 123 Milliarden US-Dollar schätzte.

Ein wichtiger Grund für die hohe Bewertung von WLF ist die enge Verbindung zwischen dem Weißen Haus und der Kryptoszene: Trumps Präsidentschaft verschafft dem Familienunternehmen eine beispiellose „politische Rückendeckung“. Laut WLF und Medienberichten hält Trump persönlich 60% der WLF-Anteile über einen Familientrust und erhält 75% der Einnahmen aus dem Token-Verkauf.

Seine beiden Söhne sind direkt in das Management eingebunden, fungieren als „Web3-Botschafter“ und leiten gemeinsam mit erfahrenen Krypto-Unternehmern das Tagesgeschäft. Bemerkenswert ist, dass WLF durch die Reservierung großer Token-Mengen die Familieninteressen sichert: Die Trump-Familie und ihre Verbündeten erhielten direkt 22,5 Milliarden WLFI-Token (22,5% des Gesamtangebots). In weniger als einem Jahr schätzt der New Yorker, dass die Trump-Familie mit diesem Projekt bereits rund 412,5 Millionen US-Dollar verdient hat. Die Trump-Familie hat ihren politischen Einfluss als „First Family“ des Weißen Hauses in heiß begehrtes Krypto-Kapital verwandelt.

Neben der Ausgabe des WLFI-Tokens brachte WLF im März 2025 auch einen an den US-Dollar gekoppelten Stablecoin namens USD1 auf den Markt, der angeblich zu 100% durch US-Staatsanleihen und Bargeld gedeckt ist.

Nur einen Monat nach Trumps Rückkehr ins Weiße Haus wurde dieser Stablecoin bei einem spektakulären internationalen Deal eingesetzt: Das von Tahnoun bin Zayed geführte Abu Dhabi Sovereign Wealth Fund MGX kündigte an, mit USD1 im Wert von 2 Milliarden US-Dollar Anteile an der Binance-Börse zu erwerben! WLF-Mitgründer Zach Witkoff verkündete diese Nachricht begeistert auf der Dubai Crypto Conference und erklärte: „USD1 wurde als offizieller Stablecoin für die 2-Milliarden-Dollar-Investition von MGX in Binance ausgewählt.“

Bemerkenswert ist, dass Zach der Sohn von Steve Witkoff ist, Trumps Sondergesandter für den Nahen Osten und langjähriger Freund. Auf der Bühne waren außerdem Trumps Sohn Eric Trump und der asiatische Krypto-Milliardär und Tron-Gründer Justin Sun anwesend.

Der MGX-Deal löste in der US-Politik heftige Kritik aus: Einerseits investiert ein ausländischer, von der Regierung der Vereinigten Arabischen Emirate unterstützter Fonds über einen von der Trump-Familie ausgegebenen Stablecoin Milliarden in Binance, das wegen Geldwäscheverstößen bestraft wurde; andererseits genehmigte die Trump-Regierung fast gleichzeitig den Export von Hightech-Chips im Wert von mehreren hundert Millionen US-Dollar an ein von Tahnoun kontrolliertes Unternehmen, obwohl nationale Sicherheitsbehörden befürchteten, dass diese Chips nach China gelangen könnten.

Solche Zufälle veranlassten Medien und Aufsichtsbehörden zu fragen – tauscht die Trump-Regierung nationale Interessen gegen Familiengeschäfte? Die New York Times bezeichnete das WLF-Geschäft als „beispiellos in der modernen US-Geschichte, da es die Grenze zwischen Privatunternehmen und Regierungspolitik verwischt“. Der Bericht enthüllte, dass WLF heimlich große Summen von ausländischen Investoren und Kryptowährungen angenommen habe, um Zugang zu Trump zu erhalten, und dass mindestens eine Untersuchung gegen Beteiligte nach Zahlungseingang eingestellt wurde. So investierte der chinesische Krypto-Milliardär Justin Sun Anfang 2025 mindestens 75 Millionen US-Dollar in WLF und wurde Berater, woraufhin die US-Börsenaufsicht (SEC) die Ermittlungen gegen Suns Unternehmen einstellte. Solche Interessenkonflikte werfen einen dunklen Schatten auf das Krypto-Imperium der Trump-Familie.

Ein weiteres bemerkenswertes Kapitel in der Krypto-Geschichte der Trump-Familie ist Trumps persönlicher Meme-Coin. Kurz vor seiner zweiten Amtszeit veröffentlichte das Trump-Team am 17. Januar 2025 überraschend einen Meme-Token namens $TRUMP. Dieser Token wurde auf der Solana-Blockchain mit einer Gesamtmenge von 1 Milliarde ausgegeben, von denen 20% über ein ICO öffentlich verkauft und die restlichen 80% von Unternehmen der Trump-Familie gehalten wurden. Innerhalb eines Tages nach der Ausgabe stieg die Marktkapitalisierung von $TRUMP auf 27 Milliarden US-Dollar, wobei Trumps Anteil über 20 Milliarden US-Dollar betrug.

Obwohl diese Bewertung kaum nachhaltig ist, analysierte die Financial Times, dass Trump mit diesem Projekt innerhalb weniger Monate mindestens 350 Millionen US-Dollar in bar verdient hat. Noch bemerkenswerter ist, dass Trump nach seiner Rückkehr ins Weiße Haus den Wert des $TRUMP-Tokens mehrfach öffentlich anpries und durch administrative Maßnahmen dessen Preis steigerte, was sein persönliches Vermögen erheblich erhöhte. Ethikexperten kritisierten dies scharf und warfen Trump vor, als Präsident private Krypto-Projekte zu fördern und die Politik zugunsten eigener Token zu manipulieren – ein beispielloser Interessenkonflikt. Trumps Sprecher argumentierte jedoch, dass die Geschäftsvermögen des Präsidenten von seinen Kindern treuhänderisch verwaltet würden und daher „kein Interessenkonflikt“ bestehe.

Begnadigungszweifel: Stimmenfang oder Geldtransfer?

Zusammenfassend deuten viele Anzeichen darauf hin, dass Trumps Begnadigung von CZ nicht nur aus politischer Überzeugung erfolgte, sondern wahrscheinlich auch Stimmenfang und Interessentransfers diente. Bei der Wahl 2024 galten Krypto-Akteure und Investoren als neue politische Kraft. Die strenge Regulierung der Biden-Regierung verärgerte viele in der Kryptoszene, und Trump erkannte diesen Trend und inszenierte sich als „Krypto-Präsident“, der versprach, nach seinem Amtsantritt die Kryptoindustrie zu befreien. Berichten zufolge erhielt Trumps Wahlkampfteam nicht nur Spenden von Krypto-Walen und Institutionen, sondern signalisierte der Krypto-Community durch NFT- und Token-Projekte Wohlwollen.

Bereits im ersten Monat nach seiner Rückkehr ins Weiße Haus unterzeichnete er mehrere für die Kryptoindustrie vorteilhafte Dekrete, etwa das „GENIUS-Gesetz“ zur Lockerung der Stablecoin-Regulierung, und lud prominente Krypto-Unternehmer wie die Winklevoss-Zwillinge ins Weiße Haus zu einer „US-Krypto-Renaissance“-Veranstaltung ein. Vor diesem Hintergrund stärkte die Begnadigung von CZ Trumps Ansehen und Wählerbasis in der Kryptoszene weiter. CZ hat weltweit zahlreiche Fans und Kunden, und Trumps Begnadigung wurde als freundliches Signal an die gesamte Krypto-Community gewertet, um diese neue Wählergruppe zu gewinnen.

Andererseits dürfen die potenziellen Interessen von Trumps ausländischen Geldgebern im Fall CZ nicht übersehen werden. Als globale Handelsplattform ist Binance mit unzähligen internationalen Kapitalgebern verflochten, darunter der bereits erwähnte Abu Dhabi MGX Fund und Justin Sun.

Diese Akteure sind sowohl wichtige Partner im CZ-Imperium als auch Gäste der Trump-Krypto-Unternehmen. Von der MGX-Investition in Binance mit Trumps Stablecoin über den Export von Hightech-Chips in die VAE bis hin zu Justin Suns Investition in Trump-Firmen im Austausch für Nachsicht der SEC – die gesamte Kette ist von gegenseitigen Interessen geprägt. Trumps Begnadigung von CZ ist wahrscheinlich ein entscheidendes Glied in diesem internationalen Interessengeflecht: Sobald CZ wieder frei ist, werden sein Einfluss und seine Ressourcen auf den Markt zurückkehren und indirekt den mit der Trump-Familie verbündeten ausländischen Investoren zugutekommen. Es wird vermutet, dass gerade diese Akteure im Hintergrund aktiv lobbyierten oder Druck ausübten, um Trump zur Begnadigung von CZ zu bewegen.

Bislang gibt es keine direkten Beweise dafür, dass Trump Geld für die Begnadigung erhalten hat, doch zahlreiche Details haben die öffentliche Aufmerksamkeit geweckt. Der Minderheitsführer im US-Repräsentantenhaus fordert eine Untersuchung von Trumps Entscheidung, CZ zu begnadigen, um zu prüfen, ob es Machtmissbrauch oder Interessenkonflikte gab. Auch Organisationen zur Überwachung der Regierungsethik fordern Transparenz über die Krypto-Investitionen der Trump-Familie und den Entscheidungsprozess, um zu klären, ob die Handlungen des Präsidenten von privaten Geschäftsinteressen beeinflusst wurden. Man kann sagen, dass der Fall CZ über den juristischen Rahmen hinausgeht und zu einer Prüfung der Integrität und Rechtsstaatlichkeit der US-Politik geworden ist.

Regulatorische Auswirkungen und globale Perspektive: Wohin steuert die Kryptoindustrie?

Der Fall CZ und die Begnadigung durch Trump beeinflussen die Regulierung und Marktstruktur der Kryptoindustrie in den USA und weltweit nachhaltig. In den USA markiert Trumps Amtsantritt eine 180-Grad-Wende in der Krypto-Politik der Bundesregierung: Die Securities and Exchange Commission (SEC) und andere Behörden haben Klagen gegen Krypto-Unternehmen verlangsamt oder zurückgezogen. So zog die SEC nach Trumps Amtsantritt die 2023 gegen Binance eingereichte Zivilklage zurück. Die Leitung der Aufsichtsbehörden wurde meist mit Krypto-freundlichen Personen besetzt, „Safe Harbor“ und „Ausnahmen“ wurden zu Schlüsselbegriffen. Das verschaffte den zuvor um Compliance bemühten US-Krypto-Unternehmen Erleichterung. Forbes berichtete, dass 2025 mehrere Kryptobörsen (wie Gemini und Bullish, gegründet von den Winklevoss-Brüdern) erfolgreich an die Börse gingen und sich Coinbase anschlossen. Der Bitcoin-Preis erreichte 2025 neue Höchststände und überschritt zeitweise 126.000 US-Dollar, Marktteilnehmer sprachen von einem „Ende des Winters, Neustart des Bullenmarkts“. Die Trump-Regierung und ihre freundlichen Maßnahmen brachten der US-Kryptoindustrie eine lang ersehnte Erholung.

Doch dieser regulatorische Wandel bringt auch komplexe Veränderungen im Compliance-Trend mit sich.

Einerseits lockert die USA die Regulierung, was Kapital und Projekte zurückholt und zu einem Boom bei Krypto-Start-ups und Investitionen führt. Im dritten Quartal 2025 überstieg das weltweite Volumen von M&A-Transaktionen im Kryptobereich 10 Milliarden US-Dollar, ein Anstieg um das 30-fache gegenüber dem Vorjahr. Viele Wall-Street-Giganten (wie JPMorgan, BlackRock usw.) drängen in den Kryptomarkt und bringen regulierte Bitcoin-Fonds und Spot-ETFs auf den Markt. Die Lockerung der Regulierung und politische Unterstützung motivieren diese Finanzinstitute, sich stärker im Kryptobereich zu engagieren. Das fördert die Branchen-Konsolidierung, Asset-Manager wie 21Shares werden übernommen, und Krypto-native Unternehmen starten Übernahmen, um ihre Marktstellung zu sichern. Insgesamt versucht die USA unter Trump, das „globale Krypto-Kapital“ zu werden und reguliertes Kapital und Technologie im eigenen Land zu bündeln, um in der nächsten Innovationswelle die Führung zu übernehmen.

Andererseits weckt die plötzliche Lockerung der US-Regulierung auch Sorgen über Kontrollverlust und regulatorische Arbitrage.

Einige Länder in Europa und Asien bleiben vorsichtig oder verschärfen sogar ihre Regulierung, um spekulative Risiken durch die US-Politik zu vermeiden. Die EU setzt weiterhin streng den 2024 eingeführten MiCA-Rahmen um, mit strengen Kapitalanforderungen für Stablecoin-Emittenten und klaren Regeln für Börsen. Im Vergleich dazu ist die US-Regulierung für große Krypto-Unternehmen nun deutlich lockerer, selbst CZ, der wegen Geldwäsche verurteilt wurde, kann schnell begnadigt werden. Kritiker sprechen von einem „Rückschritt in der Geschichte“. Finanzkriminalitätsexperten warnen, dass die US-Soft-Policy zu einem laxeren Umgang mit Compliance führen könnte, da Unternehmen sehen, dass selbst Regelverstöße politisch rückgängig gemacht werden können. Das bedroht das globale System zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung, und andere Jurisdiktionen könnten gezwungen sein, eigene Wege in der Kryptoregulierung zu gehen, was die globale Koordination erschwert.

Für internationale Plattformen wie Binance ist der Politikwechsel in den USA zweifellos eine große Chance. Obwohl Binance 2023 einen schweren Rückschlag erlitt und den US-Markt verlassen musste, könnte das Unternehmen dank Trumps Begnadigung und regulatorischer Lockerung ein Comeback erleben. Analysten weisen darauf hin, dass Binance US, das praktisch gelähmt war, nun möglicherweise Investitionen der Trump-Familie erhält und so „indirekt gerettet“ wird. Noch wichtiger ist, dass CZ nun deutlich mehr Handlungsspielraum hat. Sollte er tatsächlich in eine Führungsrolle zurückkehren wollen, hat Trumps Begnadigung die wichtigsten rechtlichen Hindernisse beseitigt. Allerdings hängt dies von der künftigen Beziehung zwischen CZ und den US-Regulierungsbehörden ab: Unter Trump könnte er aufsteigen, aber bei einem erneuten Machtwechsel drohen ihm und Binance weiterhin Risiken. Diese Unsicherheit zeigt, wie politisiert die US-Kryptoregulierung ist – das Schicksal von Unternehmen hängt stark vom Weißen Haus ab, was langfristig die Stabilität der Branche gefährdet.

Auch international hat der Fall CZ und Trumps Begnadigung Kettenreaktionen ausgelöst. Asiatische und Nahost-Investoren nutzen die Gelegenheit, um ihre Position im globalen Kryptomarkt auszubauen. Institutionelle Investoren aus Abu Dhabi, Singapur, Hongkong usw., die zuvor aus Angst vor US-Sanktionen Abstand von Binance hielten, könnten nun dank Trumps Politikwechsel enger mit Binance zusammenarbeiten.

Binance selbst wird wohl versuchen, zwischen Compliance und Grauzone eine neue Balance zu finden: Da der US-Markt wieder Hoffnung bietet, wird Binance Ressourcen investieren, um sein Compliance-Image wiederherzustellen und die Beziehungen zu US-Regulierern zu verbessern, während es seine Führungsposition außerhalb der USA festigt. Während US-Börsen wie Coinbase und Gemini dank politischer Vorteile international expandieren, könnte Binance durch eine erneute US-Zulassung seine globale Spitzenposition sichern.

Schlusswort

Die Geschichte von CZ scheint abgeschlossen, doch die daraus resultierenden Diskussionen sind noch lange nicht vorbei.

Nach diesem Fall ist allen klarer geworden: Die US-Regulierung ist kein monolithischer Block, sondern kann sich im Machtkampf lockern und unter wirtschaftlichem Druck anpassen. Die Krypto-Welt ist kein isoliertes Eiland mehr, sondern muss lernen, in den Lücken der Politik zu überleben und sich aktiv an der Regelsetzung zu beteiligen.

Trumps Begnadigung ist weniger ein Endpunkt als vielmehr ein neuer Anfang. Sie zeigt dem Markt die enorme Macht des Politischen über die Kryptoindustrie und macht den Regulierungsbehörden weltweit bewusst, dass für diesen neuen Sektor vielleicht flexiblere Strategien nötig sind, als man denkt.

CZ ist wieder frei, doch die lange Annäherung zwischen der Krypto-Welt und der Mainstream-Gesellschaft ist noch lange nicht zu Ende. Sicher ist nur: Jede technologische Innovation und jede politische Anpassung wird weiterhin alle Beteiligten auf die Probe stellen. Wohin dieser Weg führt, kann niemand vorhersagen.

Autor: Seedly.eth