Regierungsstillstand, doch das Weiße Haus wird renoviert: Wer bezahlt für Trumps 300-Millionen-Dollar-„Privatspeisesaal“?

Während die US-Regierung in einen Shutdown gerät, dröhnen die Bagger am Ostflügel des Weißen Hauses Tag und Nacht.

US-Präsident Trump hat diese groß angelegte Abrissaktion persönlich genehmigt – nicht aus Gründen der nationalen Sicherheit und auch nicht, um „America Great Again“ zu machen, sondern um neben dem Weißen Haus einen privat finanzierten Bankettsaal mit 80.000 Quadratfuß zu errichten.

Ein Ritual des „Abrisses und Wiederaufbaus“

Der Ostflügel des Weißen Hauses wurde 1942 erbaut und war ursprünglich der symbolische Eingang für Institution und Macht: Das Büro der First Lady, das White House Military Office und das Büro des Social Secretary befanden sich alle in diesem zurückhaltenden und würdevollen Gebäude. Jahrzehntelang war dies die erste Tür, durch die zahllose Besucher das Machtzentrum der USA betraten. Heute ist diese Tür vorübergehend geschlossen. Das Weiße Haus hat letzten Monat unter dem Vorwand der Bauarbeiten am Bankettsaal alle öffentlichen Führungen auf unbestimmte Zeit ausgesetzt.

Bereits im August dieses Jahres schlug Trump vor, einen neuen Bankettsaal am Weißen Haus zu errichten. Damals sagte er, der neue Bankettsaal werde „angrenzen, aber nicht das bestehende Gebäude berühren“. Am 22. Oktober bestätigte er im Oval Office persönlich: „Um diese Arbeit richtig zu erledigen, müssen wir die bestehende Struktur abreißen“, denn nach Rücksprache mit Architekten stellte sich heraus, dass der vollständige Abriss des Ostflügels effektiver sei als ein teilweiser Abriss. Andernfalls würde dies dem neuen Bankettsaal, diesem „sehr, sehr teuren, schönen Gebäude“, schaden. Während er sprach, stand ein Modell des Weißen Hauses auf dem Tisch vor ihm, und er selbst hielt eine Rendering des Bankettsaals in der Hand.

So wurde der ursprünglich für 650 Personen geplante neue Bankettsaal schließlich auf eine Kapazität von fast tausend Personen erweitert, und die Kosten stiegen von den anfänglichen 200 Millionen US-Dollar auf „etwa“ 300 Millionen US-Dollar. Ein Sprecher des Weißen Hauses erklärte, der Ostflügel werde „insgesamt modernisiert und wiederaufgebaut“.

Woher kommt das Geld?

Dies ist keine Ausgabe aus dem Bundeshaushalt, sondern ein „privates Crowdfunding“. Trump erklärte, die 300 Millionen US-Dollar würden nicht von den Steuerzahlern getragen, sondern von privaten Spendern, darunter auch er selbst.

Das ist durchaus plausibel, denn laut einer aktuellen Untersuchung der Financial Times hat das Krypto-Geschäft der Trump-Familie im vergangenen Jahr einen Vorsteuergewinn von über 1.1 billions US-Dollar erzielt; unter Berücksichtigung von Buchgewinnen könnte das Nettovermögen um mehrere Milliarden US-Dollar gestiegen sein. Angesichts solcher finanzieller Mittel dürfte die Spende wohl eher eine PR-Ausgabe zur „Unsterblichkeit in der Geschichte“ sein.

Letzte Woche veranstaltete Trump bereits ein Dinner zur Spendensammlung und erklärte, er habe Unterstützung von einigen „großzügigen Patrioten und großartigen amerikanischen Unternehmen“ erhalten. Laut der am 23. Oktober vom Weißen Haus veröffentlichten Spenderliste stehen darauf einige der größten US-Technologieunternehmen, darunter Amazon, Apple, Google, Meta und Microsoft. YouTube, eine Tochtergesellschaft von Google, hat sich sogar bereit erklärt, mehr als 20 Millionen US-Dollar für das Projekt zu zahlen. Außerdem stehen Rüstungskonzern Lockheed Martin, Comcast, T-Mobile und Palantir sowie weitere Verteidigungs- und Telekommunikationsriesen auf der Liste.

Bemerkenswert ist zudem, dass auch die Krypto-Branche zu den Spendern des Weißen Hauses gehört. Ripple, Tether America, Coinbase sowie die Winklevoss-Brüder (Cameron und Tyler erscheinen jeweils auf der Liste) sind vertreten. Ripple wurde durch den langwierigen Rechtsstreit mit der SEC zum Symbol des „Anti-Regulierungs“-Kampfes der Krypto-Branche; Coinbase hingegen agiert seit langem im Lobbyismus, um das Label der „Legitimität“ zu gewinnen.

In den letzten zehn Jahren hat sich die Krypto-Branche stets als „dezentralisierte Revolution“ verstanden und die Monopolisierung traditioneller Macht abgelehnt. Nun sind sie durch eine „Spende“ Teil der Geschichte geworden und beweisen mit einer Rechnung: Auch die dezentralisierte Zukunft braucht am Ende ein Zentrum.

Natürlich sind nicht alle begeistert von diesem Wiederaufbau. „Meiner Meinung nach ist dieser riesige Bankettsaal ein moralischer Albtraum“, sagte Richard Painter, ein erfahrener Anwalt, der als Rechtsberater des Weißen Hauses unter Präsident George W. Bush tätig war. „Das ist die Nutzung des Zugangs zum Weißen Haus zur Geldbeschaffung ... All diese Unternehmen wollen etwas von der Regierung.“

Die Backsteinmauern des Ostflügels des Weißen Hauses fallen, während der neue Saal entsteht. In diesem „Wiederaufbauritual“ betreten neue Geldgeber die Bühne. Die Spielregeln in Washington haben sich nicht geändert – nur diesmal hat auch das Krypto-Kapital endlich eine Eintrittskarte bekommen.