Immer mehr Marktbeobachter – von Privatanlegern bis hin zu Großanlegern – befürchten, dass sich der Technologiesektor, insbesondere der Bereich der Künstlichen Intelligenz, in einer Blasenbildung befindet. Wie aus einer neuen Infografik von Coincierge hervorgeht, wächst die Sorge, dass eine mögliche Korrektur nicht nur die Bewertungen führender KI-Aktien treffen, sondern auch den Kryptomarkt massiv in Mitleidenschaft ziehen könnte.
Wie die Infografik zeigt, hat das Google-Suchvolumen für den Begriff „KI Blase“ in Deutschland in den vergangenen Tagen sprunghaft zugenommen und ein Allzeithoch erreicht. Der Google-Trend-Score liegt aktuell bei 100 – dem Höchstwert, der für das größtmögliche relative Suchinteresse steht. Innerhalb weniger Tage hat sich das Suchvolumen vervielfacht – ein klares Signal dafür, dass die Sorge vor einer Überhitzung des KI-Sektors inzwischen breite Kreise erreicht.
Die Grafik zeigt das relative Suchvolumen für „KI Blase“ in Deutschland, 12-Monats-Rückblick. Bildquelle: trends.google.de
Wie aus der Infografik hervorgeht, bleibt die Angst vor einer KI-Blase nicht auf Kleinanleger beschränkt. Auch zahlreiche Finanzprofis schlagen inzwischen warnende Töne an. So erklärte Torsten Sløk, Chefvolkswirt der Private-Equity-Gesellschaft Apollo, bereits im Juli, die aktuelle KI-Blase sei größer als die IT-Blase der 1990er-Jahre – insbesondere, da die zehn größten Unternehmen des S&P 500 deutlich stärker überbewertet seien als damals.
Fondsmanager-Umfrage der Bank of America: „Was halten Sie für das größte Extremrisiko (Tail Risk)?“. Quelle: Bank of America
Inzwischen geht eine Mehrheit der Fondsmanager davon aus, dass sich die Märkte bereits in einer KI-Blase befinden.
Anteil der Fondsmanager, die von einer KI-Blase ausgehen. Quelle: Bank of America
Harvard-Ökonom Jason Furman betont zudem, dass über 90 Prozent des US-Wirtschaftswachstums im ersten Halbjahr auf Investitionen in den Bereich der Künstlichen Intelligenz und verwandte IT-Technologien zurückgingen. Ohne diesen Sektor hätte die US-Wirtschaft kaum zugelegt – ein weiteres Indiz für die Fragilität der aktuellen Marktdynamik.
Anteil der IT-Investitionen am Wachstum der US-Wirtschaft im ersten Halbjahr 2025. Quelle: Spiegel.de
Trotz des enormen Hypes rund um Künstliche Intelligenz bleibt die Diskrepanz zwischen Wachstumserwartung und realwirtschaftlicher Wertschöpfung groß. KI gilt zweifellos als einer der bedeutendsten Megatrends unserer Zeit – Schätzungen zufolge nutzen bereits rund 800 Millionen Menschen mindestens einmal pro Woche etwa die Anwendung ChatGPT .
Anteil der Weltbevölkerung, der ChatGPT mindestens einmal pro Woche nutzt. Quelle: Spiegel.de
Doch viele Experten bezweifeln, dass sich die massiven Investitionen der Unternehmen kurzfristig auszahlen werden. Forscher des Massachusetts Institute of Technology (MIT) gehen sogar davon aus, dass etwa 95 Prozent der Firmen keinerlei Gewinne aus ihren Investitionen in generative KI erzielen dürften.
Auch aus der klassischen Finanzwelt mehren sich mahnende Stimmen. In einem Interview mit der BBC warnte JPMorgan-CEO Jamie Dimon jüngst, die Gefahr eines deutlichen Einbruchs an den US-Aktienmärkten werde unterschätzt. Die Wahrscheinlichkeit einer Korrektur innerhalb der kommenden sechs bis 24 Monate sei real, so Dimon.
Auswirkungen auf Bitcoin, Ethereum & Co.
Wie die Infografik zeigt, könnte eine platzende KI-Blase auch erhebliche Folgen für den Kryptomarkt haben. Der Grund liegt in der zunehmenden Verflechtung beider Anlagewelten: Sowohl Tech-Aktien als auch Kryptowährungen profitieren von einem hohen Maß an Zukunftseuphorie, günstigen Finanzierungsbedingungen und wachstumsorientierten Kapitalströmen. Sollte die KI-Euphorie abrupt enden, droht eine Neubewertung riskanter Anlagen insgesamt – ein Szenario, das womöglich auch digitale Vermögenswerte signifikant erfasst.
Besonders deutlich zeigte sich die enge Korrelation am 10. Oktober 2025: Nach den von Donald Trump angekündigten Strafzöllen gegen China gaben sowohl der S&P 500 als auch der Bitcoin-Kurs merklich nach – mit einer statistischen Korrelation von 0,77. Ein solcher Wert gilt als stark und verdeutlicht, wie empfindlich beide Märkte inzwischen auf makroökonomische Schocks reagieren.
Quelle: TheBlock; Cryptocompare; Yahoo Finance
Gleichzeitig bleibt der Optimismus vieler Marktteilnehmer ungebrochen. Laut einer aktuellen Expertenumfrage zeigen sich rund 77 Prozent der Krypto-Professionals zuversichtlich, was die mittel- bis langfristige Entwicklung des Sektors betrifft. Sie verweisen auf strukturelle Fortschritte – etwa institutionelle Adaption, technologische Reife und eine zunehmende Integration in die Realwirtschaft.
Krypto-Expertenumfrage von BTC-ECHO / IU: „Bist Du im Vergleich zum letzten Quartal optimistischer oder weniger optimistisch bezüglich der gesamten Krypto-Branche (Unternehmen und Markt)?“. Quelle: BTC-ECHO; IU
Unabhängig davon bleibt das Risiko bestehen, dass eine Korrektur im KI-Segment die allgemeine Risikobereitschaft dämpfen und damit auch den Kryptomarkt zumindest vorübergehend belasten könnte.
Zuletzt aktualisiert am 5. November 2025
