Bitcoin fällt unter 100.000 $, Kryptomarkt unter Druck

Der König der Kryptowährungen musste gestern an Boden abgeben und fiel unter die symbolische Schwelle von $100.000. Investoren fliehen aus risikoreichen Anlagen in einem Umfeld zunehmender Liquiditätsverknappung. Diese heftige Korrektur wirft die Frage auf: Handelt es sich um eine einfache technische Gegenbewegung oder um den Beginn einer längeren Baissephase?

Bitcoin fällt unter $100.000 und beunruhigt die Märkte

Bitcoin hat am Donnerstag abrupt mehrere kritische Unterstützungen durchbrochen. Der Krypto-Star fiel innerhalb weniger Stunden von $103.999 auf ein Tief von $98.000. Die Verkäufer übernahmen die Kontrolle, nachdem der Preis es nicht geschafft hatte, über $103.500 zu steigen – ein Pivot-Level, das Optimismus und Vorsicht trennt.

Die technische Analyse zeigt eine besorgniserregende Situation. BTC wird nun unter seinem 100-Stunden-Durchschnitt gehandelt und steht einer Abwärtstrendlinie mit Widerstand bei $102.200 gegenüber. 

Indikatoren bestätigen die düstere Stimmung: Der MACD beschleunigt im negativen Bereich, während der Relative Strength Index (RSI) unter die 50-Punkte-Marke fällt.

Erholungsversuche stoßen auf eine Wand von Widerständen. Wenn Käufer einen Anstieg versuchen, müssen sie zunächst $100.500 und dann $101.000 durchbrechen, was dem 50%-Fibonacci-Retracement entspricht. 

Darüber hinaus stellt die Zone zwischen $102.200 und $103.500 ein großes Hindernis dar, bevor die jüngsten Höchststände zurückerobert werden können.

Das gegenteilige Szenario ist noch besorgniserregender. Sollten diese Niveaus nicht zurückgewonnen werden, könnte Bitcoin kurzfristig auf $96.500 oder sogar $95.000 fallen. Analysten sehen die Hauptunterstützung bei $92.500 – ein Unterschreiten dieser Schwelle würde den Weg für eine beschleunigte Abwärtsbewegung ebnen.

Technische Analyse von bitcoin (BTC/USD). Quelle: TradingView/NewsBTC

Makroökonomische Faktoren lähmen den Markt

Das makroökonomische Umfeld erklärt diese Risikoaversion weitgehend. Der längste Shutdown in der amerikanischen Geschichte ist gerade zu Ende gegangen, aber seine Auswirkungen sind weiterhin spürbar. 

Anders als 2019, als eine ähnliche Situation Bitcoin um 300% steigen ließ, hat die Kryptowährung diesmal seit Beginn der Haushaltsblockade 12% verloren.

Die Lähmung von Bundesbehörden wie der SEC und der CFTC hat alle regulatorischen Fortschritte eingefroren. Erwartete ETF-Genehmigungen bleiben aus, während Diskussionen über einen Rechtsrahmen für Kryptos ins Stocken geraten. Diese Unsicherheit schreckt institutionelles Kapital ab, das für die nächste Aufwärtsphase unerlässlich ist.

Die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung der Fed im Dezember ist auf 67% gesunken, nachdem sie in den Vormonaten noch über 90% lag. Diese abrupte Kehrtwende in der Geldpolitik dämpft die Begeisterung. Paul Howard, Direktor bei Wincent, stellt fest: „Kryptowährungen sind heute mehr denn je eng mit der Makroökonomie verbunden.“

Die Aktienmärkte verstärken die Bewegung. Der Nasdaq verliert 2% und der S&P 500 gibt 1,3% ab, was auch Kryptowerte nach unten zieht. Miner, die auf KI-Infrastruktur setzen, erleiden die größten Verluste: Bitdeer bricht um 19% ein, Bitfarms um 13%. Auch Börsenplattformen bleiben nicht verschont und verzeichnen Rückgänge zwischen 7% und 8%.

Einige Lichtblicke bleiben bestehen. JPMorgan hält an seinem Ziel von $170.000 innerhalb von sechs bis zwölf Monaten fest und stützt sich dabei auf die Produktionskosten der Miner von $94.000, die einen soliden Boden darstellen.

Darüber hinaus bereitet Taiwan einen Bericht vor, um bis Ende 2025 die Integration von bitcoin in seine strategischen nationalen Reserven zu prüfen – ein Signal, das auch andere asiatische Länder inspirieren könnte.

Notwendige Konsolidierung vor dem Rebound?

Der Kryptomarkt durchläuft eine Phase der Unsicherheit. Der November, traditionell der beste Monat mit einer durchschnittlichen Steigerung von 41,78% seit 2013, bleibt bislang hinter den Erwartungen zurück. Dennoch könnte diese Konsolidierung nach der Euphorie im Oktober und dem historischen Höchststand bei $125.100 von Vorteil sein.

Die Analysten sind weiterhin uneinig. Einige sehen in diesem Rücksetzer eine Akkumulationschance, andere befürchten, dass die Höchststände für 2025 bereits hinter uns liegen. Die Antwort wird weitgehend davon abhängen, ob die Liquidität an die Märkte zurückkehrt und wie sich die US-Geldpolitik in den kommenden Wochen klärt.