Aave-Gründer entwirft „Masterplan“ für Billionen-Dollar-Expansion, während DAO-Spannungen zunehmen und die SEC eine vierjährige Untersuchung beendet

Der Aave-Gründer Stani Kulechov hat eine umfassende, über mehrere Jahrzehnte angelegte Roadmap veröffentlicht, in der dargelegt wird, wie das größte Lending-Protokoll im DeFi-Bereich zu der von ihm beschriebenen „grundlegenden Kredit-Schicht“ der Onchain-Ökonomie skalieren will – und das, obwohl die Aave DAO derzeit eine kontroverse Governance-Debatte durchlebt.

Kulechov ist außerdem CEO von Avara, der Muttergesellschaft von Aave Labs, dem Hauptentwicklungsunternehmen, das zum Aave-Protokoll beiträgt.

Der am späten Dienstag auf X geteilte Plan beschreibt eine Strategie, die sich auf drei Säulen stützt: Aave V4, Horizon und die Aave App. In dem Beitrag umreißt Kulechov die Zukunft von Aave rund um institutionelle Akzeptanz, vereinheitlichte Liquidität und die Massenadoption. Er erklärte zudem, dass das Protokoll in eine Phase eintritt, die darauf abzielt, das nächste Billionenvermögen und die nächsten Millionen Nutzer onchain zu bringen.

Aave ist derzeit der dominierende Kreditgeber unter den dezentralen Finanzplattformen und eine der profitabelsten Onchain-Plattformen.

Kulechov verwies auf diese Größenordnung und erklärte, dass das Protokoll Einlagen in Höhe von 3,33 Billionen US-Dollar verarbeitet, fast 1 Billion US-Dollar an Krediten vergeben, in diesem Jahr 885 Millionen US-Dollar an Gebühren generiert und 59 % des DeFi-Lending-Marktes kontrolliert hat.

„Aave wird gewinnen“, sagte er und betonte, dass das Protokoll „immer noch am Tag Null steht im Vergleich zu dem, was noch kommt“.

Aave V4: Vereinheitlichte Liquidität und institutionelle Skalierung

Im Mittelpunkt der Roadmap steht Aave V4, ein vollständiges architektonisches Redesign, das ein Hub-and-Spoke-Liquiditätsmodell einführt. Anstatt fragmentierter Pools über verschiedene Netzwerke hinweg würde V4 die Liquidität in Hubs konsolidieren und gleichzeitig spezialisierte Märkte oder „Spokes“ ermöglichen, die auf unterschiedliche Asset-Typen zugeschnitten sind.

Kulechov sagte, dieses Design würde es Aave ermöglichen, Vermögenswerte im Wert von Billionen US-Dollar zu unterstützen und so zum Standard-Liquiditätsanbieter für Institutionen, Fintechs und globale Kreditmärkte zu werden. Ein neues Entwickler-Toolkit soll laut dem sogenannten „Masterplan“ die Einführung beschleunigen und Integrationen sowie Produktbereitstellungen auf Aave ermöglichen.

Horizon und Aave App

Der Horizon-Markt von Aave – Anfang dieses Jahres gestartet – dient als konformitätsorientierter Marktplatz für Institutionen, um tokenisierte Staatsanleihen und andere Kreditinstrumente als Sicherheiten zu nutzen.

Der Beitrag vom 16. Dezember hob Horizon als Brücke für das „nächste Billionenvermögen“ hervor und strebt Einlagen von 1 Milliarde US-Dollar im Jahr 2026 an, während das Team Partnerschaften mit Circle, Ripple, Franklin Templeton, VanEck und anderen ausbaut.

Horizon ist bereits auf 550 Millionen US-Dollar an Nettoeinlagen angewachsen und ist laut Kulechov der am schnellsten wachsende, durch RWA besicherte Lending-Markt im DeFi-Bereich.

Die dritte Säule, die Aave App, ist als Zugangspunkt für Verbraucher zu DeFi konzipiert. Die App integriert Push, eine gebührenfreie Fiat-Stablecoin-On/Off-Ramp, die mehr als 70 % der globalen Kapitalmärkte abdeckt, wie am Dienstag öffentlich bekannt gegeben wurde.

Kulechov positionierte die App als Konkurrent zu Mainstream-Fintech-Produkten und argumentierte, dass DeFi weitaus bessere Spar- und Cash-Management-Funktionen bieten könne. Ein vollständiger Rollout ist für Anfang 2026 geplant, mit dem erklärten Ziel, die „ersten Million Nutzer“ für das Protokoll zu gewinnen.

Zunehmende Governance-Spannungen und eingestellte SEC-Untersuchung

Kulechovs Ankündigung erfolgt während eines intensiven Governance-Konflikts zwischen Aave Labs und Teilen der Aave DAO, bei dem es darum geht, wer die langfristige Ausrichtung des Protokolls bestimmen und wer Anspruch auf die Einnahmequellen hat.

Die Debatte begann, nachdem ein Delegierter Bedenken hinsichtlich der Integration von CoW Swap durch Aave Labs in die Aave-Oberfläche – als Ersatz für Paraswap – und der Umleitung swap-bezogener Gebühren weg von der Aave DAO-Treasury geäußert hatte.

Unmittelbar danach folgte eine breitere Untersuchung der wahrgenommenen „stillen Privatisierung“ der Wertströme der DAO und der Abgrenzung zwischen den Produkten von Aave Labs und den von der DAO gehaltenen Vermögenswerten.

Dies gipfelte nun in einem Vorschlag eines AAVE-Token-Inhabers, der einen „Giftpillen“-Mechanismus fordert, der der DAO die Befugnis geben würde, Aave Labs zu übernehmen, falls eine angebliche Fehlanpassung eskaliert. The Block berichtete, dass diese Maßnahme der DAO in zukünftigen Streitigkeiten über Protokolleinnahmen, Markenrechte und die Leitung der Kernentwicklung mehr Einfluss verschaffen soll.

Als Reaktion auf die von einigen DAO-Teilnehmern geäußerten Bedenken hinsichtlich der Ausrichtung zwischen Aave Labs und Token-Inhabern erklärte Kulechov, dass er und sein Team zu den größten AAVE-Inhabern gehören und mehr Protokoll-Upgrades und Produkte geliefert haben als jeder andere Beitragende.

„Ich habe viele der Diskussionen im DAO-Forum verfolgt. Lassen Sie mich ganz klar sagen: Niemand kümmert sich mehr um Aave als ich“, schrieb er. „Offene Debatten sind ein Merkmal der DeFi-Governance und kein Symptom für eine Fehlanpassung.“

Der Masterplan folgt auch auf einen bemerkenswerten regulatorischen Meilenstein, nachdem Kulechov bekannt gab, dass die U.S. Securities and Exchange Commission ihre jahrelange Untersuchung von Aave ohne Durchsetzungsmaßnahmen eingestellt hat. Kulechov bezeichnete das Ergebnis als Bestätigung für die Beständigkeit von DeFi und erklärte: „DeFi wird gewinnen.“