Der Markt steht vor einer deutlichen Korrektur – ist dies die Mitte oder das Ende des Zyklus?

Autorin: Chloe, ChainCatcher

 

Erst vier Tage sind im November vergangen, und der Kryptomarkt hat bereits eine deutliche Korrektur erlebt. Bitcoin ist im vergangenen Monat um fast 13 % gefallen und von seinem vorherigen Hoch auf etwa 104.000 US-Dollar zurückgekehrt, wobei der Preis stark schwankte. Der ETH-Handelspreis fiel im gleichen Zeitraum um fast 20 %. Angesichts dieser Korrektur ist die Marktstimmung allgemein von Angst geprägt, viele fragen sich, ob dies der Boden ist oder ob wir in einen Bärenmarkt übergehen. Ist diese Korrektur wirklich ein Top und der Beginn eines Abschwungs, oder befindet sich der Markt vielleicht gerade in der Dunkelheit vor der Morgendämmerung?

ChainCatcher hat die unterschiedlichen Interpretationen von Branchenexperten, Analysten, Tradern und institutionellen Investoren zusammengetragen. Wie bewerten verschiedene Parteien die aktuelle Marktkorrektur?

Markt-OGs nehmen große Gewinne mit

Enflux wies in einem Bericht an CoinDesk darauf hin, dass Liquidität aus Kryptowährungen abfließt und in den von KI und Fintech geführten traditionellen Finanzsektor zurückkehrt. Enflux erklärte, dass sich die Wall Street auf eine weitere Aufwärtsbewegung vorbereitet, die von Liquidität und Infrastrukturinvestitionen getrieben wird, während Kryptowährungen weiterhin testen, wo der wahre Boden liegt.

QCP Capital hingegen ist der Meinung, dass die jüngste Korrektur wenig mit makroökonomischen Faktoren zu tun hat. Stattdessen nehmen „OG“-Bitcoin-Inhaber nach einem langen Anstieg Gewinne mit und verkaufen große Mengen BTC an Börsen wie Kraken. On-Chain-Daten zeigen, dass sich das Angebot an langfristig gehaltenen BTC im vergangenen Monat um etwa 405.000 BTC verändert hat, der Preis aber weiterhin über der 100.000-Dollar-Marke blieb. QCP erklärte: „Der Markt hat das traditionelle Angebot absorbiert, ohne eine wichtige Unterstützung zu durchbrechen“, und wies darauf hin, dass der Leverage weiterhin niedrig und die Finanzierungsraten ausgeglichen sind.

Der bekannte Wall-Street-Marktanalyst Jordi Visser teilt diese Ansicht: „Die Schwierigkeiten sind real, und ehrlich gesagt ist die Stimmung am Kryptomarkt derzeit sehr schlecht.“ Jordi Visser glaubt jedoch, dass Bitcoin gerade einen „stillen IPO“ durchläuft.

Er betont, dass die aktuelle Preisfindung kein Zeichen des Scheiterns ist, sondern ein normaler Prozess, bei dem frühe Inhaber Gewinne realisieren. Visser erklärt: „Mike Novogratz, CEO von Galaxy Digital, gab in der jüngsten Telefonkonferenz bekannt, dass das Unternehmen für einen Kunden Bitcoin im Wert von 9 Milliarden US-Dollar verkauft hat – das zeigt, dass die OGs geordnet aussteigen.“

Dieser Prozess ähnelt dem Ablauf der Lock-up-Periode nach einem traditionellen IPO: Die frühen Investoren verkaufen nicht panisch, sondern verteilen ihre Bestände systematisch. „Sie sind sehr geduldig und haben jahrelang auf diesen Moment gewartet.“ Er ist der Ansicht, dass die Entkopplung von Bitcoin von Risikoanlagen genau dies beweist: Wäre die Schwäche makrogetrieben, würde Bitcoin zusammen mit Risikoanlagen fallen und nicht divergieren.

Bitcoin folgt weiterhin dem typischen Post-Halving-Muster, Preisdurchbruch möglich

Robert Kiyosaki, Autor von „Rich Dad Poor Dad“, warnte erneut vor einem Crash: „Ein massiver Crash beginnt, Millionen werden ausgelöscht, schützt euch – Silber, Gold, Bitcoin und Ethereum werden euch schützen.“ Allerdings hat er zwischen November 2024 und Oktober 2025 etwa 30 ähnliche Crash-Warnungen veröffentlicht. cryptonews scherzte dazu, dass der Markt zwar derzeit schlecht sei, aber auch Roberts Erfolgsbilanz nicht gut ausfalle – historisch verlief der Markt oft entgegengesetzt zu seinen Prognosen.

 

Maria Carola, CEO von StealthEx, ist der Meinung, dass das Marktrisiko weiterhin hoch ist, der Markt aber stärker erscheint als in früheren Zyklen. Sie warnt jedoch, dass die höhere Liquidität im aktuellen Zyklus zwar die Häufigkeit extremer Flash-Crashs reduziert, systemische Risiken wie der Rückzug großer LPs, unerwartete makroökonomische Ereignisse oder regulatorische Schocks aber weiterhin erhebliche Volatilität auslösen können.

Cais Manai, Mitbegründer und Produktleiter von TEN Protocol, weist darauf hin, dass die Erholung von Ethereum unter veränderten makroökonomischen Bedingungen weiterhin unsicher ist. Sollte die Fed einen dovishen Kurs einschlagen und die Risikobereitschaft zurückkehren, könnten wir sehen, dass ETH schnell wieder auf 4.500 US-Dollar steigt, insbesondere wenn die ETF-Zuflüsse weiterhin gesund bleiben.

Rachel Lin, CEO von SynFutures, ist vergleichsweise optimistisch. Sie sagt, der Rückgang im Oktober könnte das Fundament für die nächste Aufwärtsbewegung des Bullenmarktes legen. Sie sieht diese Korrektur oft als Mittelpunkt eines größeren Zyklus. Sie erwartet, dass der November in eine „Stabilisierungsphase mit vorsichtigem Optimismus“ übergeht. Sollte Bitcoin weiterhin dem typischen Post-Halving-Muster folgen, könnte der Preis bis Ende 2025 auf 120.000 bis 150.000 US-Dollar steigen.

Trader-Meinungen: Ist das Ende des US-Government-Shutdowns der Beginn der Erholung?

@CatoKt4 sieht den Hauptgrund für den Rückgang in der erneuten „Austrocknung“ des Marktes während einer Phase der Liquiditätsverknappung. Der Hauptgrund sei, dass das US-Finanzministerium während des Government Shutdowns keine Mittel aus dem Treasury General Account (TGA) in den Markt freisetzen konnte – in dieser Zeit fließt Geld nur hinein, nicht hinaus, was dem Markt massiv Liquidität entzieht.

Am selben Abend wurden US-Staatsanleihen mit 3- und 6-monatiger Laufzeit versteigert – das Gesamtvolumen betrug 163 Milliarden US-Dollar, tatsächlich wurden sogar 170,69 Milliarden US-Dollar versteigert. Nach Abzug der Reinvestitionen des Fed-SOMA-Kontos (7,69 Milliarden US-Dollar) wurden 163 Milliarden US-Dollar aus dem Finanzmarkt abgezogen, um Staatsanleihen zu kaufen. In normalen Zeiten hätte eine Auktion dieser Größenordnung nur begrenzte Auswirkungen auf Risikoanlagen, aber in einer Phase bereits angespannter Liquidität verursachte der Abzug von 163 Milliarden US-Dollar einen erheblichen Schock für den Markt.

Hinzu kamen hawkishe Aussagen der Fed, wodurch die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung im Dezember von 69,8 % auf 67,5 % sank und das Vertrauen des Marktes in Zinssenkungen erschüttert wurde.

@Trader_S18 zitiert aktuelle Berichte von Goldman Sachs und Citi, wonach der Government Shutdown innerhalb von zwei Wochen enden wird. Goldman Sachs sieht das Ende des Shutdowns nahe und erwartet eine Einigung über die Mittelvergabe um die zweite Novemberwoche. Er schlägt vor, in den nächsten zwei Wochen auf folgende Handelsstrategie zu achten: Bis zum 7. November beobachten, ob BTC im Bereich von 107k-111k einen Boden bildet; wenn BTC bis zum 12. November über 112k ausbricht und sich dort hält, kann man für eine Erholung aufstocken; Mitte November, falls die Regierung tatsächlich wieder öffnet, könnte BTC das vorherige Hoch von 124-126k ansteuern.

Er meint, dass die Auswirkungen des Government Shutdowns einer versteckten Zinserhöhung gleichkommen. Umgekehrt betrachtet: In solch einem schwierigen Umfeld ist es bemerkenswert, dass der Markt nur so wenig gefallen ist. Er ruft Nutzer dazu auf, noch ein bis zwei Wochen durchzuhalten – sobald das US-Finanzministerium beginnt, seinen riesigen TGA-Kassenbestand von bis zu 900 Milliarden US-Dollar wieder in das Bankensystem zu pumpen, entspricht das einer versteckten quantitativen Lockerung – dann kommen bessere Zeiten.

@TXMCtrades ist der Meinung, dass ein gemeinsames Rufen nach dem Top gerade beweist, dass es noch nicht erreicht ist, denn echte Tops entstehen meist unerwartet, wenn alle Coins verrückt steigen. Dieses Mal sind nur wenige große Coins gestiegen, die anderen verharren auf niedrigem Niveau – das zeigt, dass die Marktstimmung noch nicht am Höhepunkt ist und der Bullenmarkt möglicherweise noch nicht vorbei ist.

@TraderNoah äußert scharfe Kritik und vorsichtigen Optimismus gegenüber der gesamten Kryptoindustrie. Er meint, dass der Markt nach einigen Jahren in der Lage ist, diese „schwer zu akzeptierenden Fakten“ zu verkraften: Erstens sind die aktuellen Preise nicht billig – selbst wenn einige Token um 80 % gefallen sind, verdienen schlecht performende Assets dies, da ihnen im Kern Wert fehlt; zweitens sind über 80 % der Menschen in der Branche im Vergleich zu anderen Sektoren inkompetent und werden mit der Zeit aussortiert; drittens ist die Performance der Fonds insgesamt schlecht. Er betont, dass die Kryptoindustrie historisch nicht ernst genommen wurde, weil sie von Spekulation und Unreife geprägt ist.

Noah bleibt jedoch optimistisch für die Zukunft, denn das übermäßige Verhalten nach dem Bullenmarkt 2021 (wie Blasen und minderwertige Projekte) wird nun endlich beseitigt. Das bringt kurzfristig zwar Schmerzen und könnte dazu führen, dass die meisten Marktteilnehmer „aussterben“, ist aber ein notwendiger Prozess für den Erfolg und die Reife der Branche – eine schmerzhafte Metamorphose.

@CredibleCrypto ist überzeugt, dass der Markt keinesfalls bei einer Marktkapitalisierung von nur 4 Billionen US-Dollar das Top erreicht hat. „Seit 2020 sage ich immer wieder, dass wir vor dem Ende dieses Zyklus mindestens eine Gesamtmarktkapitalisierung von 10 Billionen US-Dollar sehen werden. Bis jetzt halte ich an dieser Ansicht fest – bei 4 Billionen US-Dollar verkaufe ich nichts.“

@Ashcryptoreal betont durch historische Vergleiche eine optimistische Perspektive. Er erinnert daran, dass Anfang November 2024 Bitcoin von 71k auf 66k US-Dollar abstürzte und viele glaubten, der Markt sei am Ende. Doch innerhalb von nur 45 Tagen stieg der Preis um 60 % auf 108k US-Dollar. Im gleichen Zeitraum, vom 4. November bis 15. Dezember, stieg ETH um 75 %, die Gesamtmarktkapitalisierung anderer Token explodierte um 138 %, viele Small Caps stiegen in weniger als zwei Monaten um das 5- bis 10-fache – das zeigt, dass der Markt in kurzer Zeit explosive parabolische Renditen erzielen kann. Auch Anfang November 2025 gab es einen Rückgang. Er weist darauf hin: „Alle Daten sind positiv – einschließlich einer Zinssenkung der Fed im Dezember, dem Ende der quantitativen Straffung (QT) am 1. Dezember, dem Beginn der quantitativen Lockerung (QE) durch Fed-Anleihekäufe, dem Abschluss des US-chinesischen Handelsabkommens, dem Goldpreis am Top und neuen Höchstständen an den US-Aktienmärkten.“

Er ist überzeugt, dass die Kryptopreise manipuliert und künstlich niedrig gehalten werden, und akzeptiert nicht die Ansicht, dass der Kryptomarkt in einem Umfeld globaler Liquidität und steigender anderer Assets endet. Deshalb entscheidet er sich, seine Coins geduldig zu halten – auch wenn es nicht einfach ist, weiß jeder Investor um die Risiken des Kryptomarktes.

Abschließend lässt sich sagen, dass die Gründe für die aktuelle Korrektur unterschiedlich interpretiert werden: Einige sehen eine Umschichtung von Kapital in traditionelle Märkte, andere Gewinnmitnahmen früher Inhaber, wieder andere die Liquiditätsverknappung durch den Government Shutdown. Sicher ist, dass sich der Markt in einer entscheidenden Wartephase befindet – einschließlich der Wiedereröffnung der US-Regierung und einer möglichen Kursänderung der Fed. Unbestreitbar ist auch, dass die Fundamentaldaten von Bitcoin stärker sind als je zuvor: Historische Daten zeigen, dass die durchschnittliche Rendite von Bitcoin im dritten Quartal weiterhin positiv ist und 6,05 % erreicht. In den letzten Jahren war der November einer der stärksten Monate für Bitcoin – mit einer durchschnittlichen Rendite von 42 % in den letzten 12 Jahren.

Und dieses Phänomen der Umverteilung von konzentrierten zu dezentralen Beständen könnte genau die Übergangsphase sein, die Bitcoin benötigt, um vom Experiment zum dauerhaften Wertspeicher zu werden.